UK 4/2017, AfD und Kirche (Seite 6/7: „Frau Petry, treten Sie aus der Kirche aus?“)
„Sprengstoff für unsere Gesellschaft“ seien die Positionen der AfD – sagt der rheinische Präses Manfred Rekowski in dem Gespräch mit der AfD-Vorsitzenden Frau Petry. Die Sprengmeisterin hat er sich eingeladen ins eigene Haus, in das Düsseldorfer Landeskirchenamt. Und in die „Sprengfalle“, die ihm die ehemalige Pfarrfrau Petry aufgestellt hat, ist er am Schluss des Gespräches auch hineingeraten: „Wenn ich zu Ihnen zum Abendmahl komme, was machen Sie dann?", fragt sie harmlos scheinheilig. Und weil die Kirchenordnung der rheinischen Kirche keinen „Kirchenzucht“-Artikel mehr kennt, der den Ausschluss vom Abendmahl früher einmal möglich machte (1999 abgeschafft), antwortet der Präses pflichtgemäß: „Selbstverständlich werden Sie das Abendmahl bekommen.“
Nur zum Schein ist die Frage von Frau Petry heilig, weil nicht ein seelsorgerlich-religiöses Bedürfnis sie diese Frage stellen lässt. Sondern im Zusammenhang des politischen Streitgespräches ist klar: Hinter der Frage nach der Teilnahmemöglichkeit am Abendmahl steckt parteitaktisches Kalkül im Blick auf die kirchliche Öffentlichkeit. „Seht, selbst der leitende Theologe akzeptiert mich und würde sogar das Abendmahl mit mir feiern – also bin ich mit meiner Partei doch auch für die Christen wählbar.“
Mich erinnert die parteitaktisch motivierte Frage nach der Teilnahmemöglichkeit am Abendmahl an die uns vertraute biblische Erzählung: Da führen die „Weisen aus dem Morgenland“ ein Gespräch mit König Herodes (Matthäus 2,7+8). Der fordert sie auf, sie mögen ihm doch berichten, wenn sie das Kind gefunden haben, „dass auch ich komme und es anbete“. Was er wirklich im Schilde führt, weiß jede Leserin und jeder Leser. Darum kommentiert J.S. Bach die von Herodes hinterhältig aufgestellte Falle mit dem Rezitativ im Weihnachtsoratorium: „Du Falscher, suche nur den Herrn zu fällen, nimm alle falsche List dem Heiland nachzustellen …Dein Herz, dein falsches Herz ist schon nebst aller seiner List, des Höchsten Sohn…sehr wohl bekannt.“
So ähnlich – nämlich die Fragestellerin entlarvend – hätte auch die Antwort auf ihre Frage nach der Teilnahme an der Abendmahlsfeier ausfallen müssen; vor allem, nachdem Präses Rekowski im Gespräch mehrfach betont hatte, dass die Haltung der AfD der biblischen Botschaft widerspricht.
Mit diesem Gespräch im Landeskirchenamt ist der Sprengmeisterin unbeabsichtigt eine Zündschnur geliefert worden. Die Wählerstimmen der AfD-Christen sind dann die Streichhölzer. Damit die Weisen bloß nicht in die von Herodes aufgestellte Falle tappen, „befahl Gott ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem anderen Weg wieder in ihr Land“.(Matthäus 2,12) Die Fallenstellerinnen und Fallensteller haben heute andere Namen. Damit wir und andere nicht in ihre Fallen geraten, bitten wir Gott um warnende Träume. So einen Traum hatte ich: Auf ihre Frage, was er täte, wenn sie zu ihm zum Abendmahl käme, hätte Präses Rekowski geantwortet: „Ich würde Sie bitten, aus unserer Kirche auszutreten, Frau Petry.“
Wie gesagt, es ist mein Traum.
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