#PORTO – die mobile Marke ist ein No-Go auf Weihnachtspost, aber sonst mitunter eine praktische Alternative zur gezackten Papiervariante. Auch wenn Sammler schöne Motive lieben, wissen sie, was die Uhr geschlagen hat.
Was kann Weihnachtspost besser zieren als ein Engel, der auf der Briefmarke die frohe Botschaft verkündet: “Euch ist heute der Heiland geboren”. Die Weihnachtsbriefmarken sind jedes Jahr ein Verkaufsschlager – selbst die praktische mobile Briefmarke hat es schwer, dagegen anzukommen. Der Schriftzug #PORTO steht immer häufiger oben rechts auf Briefumschlägen und macht der klassischen Briefmarke Konkurrenz. An Weihnachten sei der schnöde Code aber ein No-Go, sagt Briefmarken-Experte Reinhard Küchler.
Das deckt sich mit der Erfahrung der Post: “Wir stellen insbesondere zu Weihnachten fest, dass Privatpost gerne mit ‘klassischen’ Briefmarken frankiert wird, wie zum Beispiel mit einer der Weihnachtsmarken”, sagte Pressesprecher Alexander Edenhofer auf Anfrage.
Seit Anfang November sind die diesjährigen Weihnachtsbriefmarken der Post erhältlich. Bei der Vorstellung zeigte sich der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Michael Groß, dankbar, dass das Finanzministerium die Marke auf den Weg gebracht habe. Viele Projekte seien unterfinanziert – zunehmend müssten Jugend- oder Seniorentreffs auf kulturelle Angebote verzichten und sich auf Mahlzeiten konzentrieren. “Ich hoffe, durch die besonderen Weihnachtsmarken lassen sich viele Menschen überzeugen, Briefe zu schreiben”, sagte Groß.
Eine der Marken ist die traditionelle Wohlfahrtsmarke: Auf der türkis-grünen Briefmarke ist der Engel mit der Weihnachtsbotschaft abgedruckt – in einer Auflage von zwei Millionen Stück. Für diese Marke zahlen Kunden neben den 85 Cent Porto einen Zuschlag von 40 Cent, mit dem soziale Projekte etwa von Caritas, Diakonie und Deutschem Roten Kreuz unterstützt werden. So kamen laut Post zuletzt jährlich rund zehn Millionen Euro für die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege zusammen.
Die andere Weihnachtsmarke zeigt in diesem Jahr “Eichhörnchen im Schnee”, von der 3,4 Millionen Stück produziert wurden. Über das Motiv ließ die Post im Mai erstmals abstimmen. Insgesamt nahmen daran 34.000 Personen teil.
“Die klassische Briefmarke verschwindet aber langsam aus dem Alltag”, erklärt Küchler, Geschäftsführer des Bundes Deutscher Philatelisten in Bonn. “Aber eine Briefmarke ist weiterhin ein Hingucker.” Aus seiner Sicht ist sie ein Kulturgut, das Geschichten erzählt und mit dem man sich auseinandersetzen kann. “Zuletzt ist eine Briefmarke von Wilhelm Schickard herausgegeben worden. Von ihm hatte ich zuvor noch nie etwas gehört – und so habe ich dann gelernt, dass er vor 400 Jahren eine Rechenmaschine erfunden hatte”, schildert Küchler. Die Briefmarke habe einen Bildungswert und sei ein hervorragendes Medium, um den Menschen beispielsweise Jahrestage näher zu bringen.
Insgesamt werden laut Post jährlich etwa 1,5 Milliarden Briefmarken produziert – allerdings mit abnehmender Tendenz als Reaktion auf den anhaltenden Briefschwund. Auch der Briefmarken-Liebhaber weiß, dass die schön gestaltete Postwertmarke angesichts des weltweit sinkenden Brief-Volumens angezählt ist. Seit einigen Jahren bietet die Deutsche Post auch Alternativen an.
Seit Dezember 2020 gibt es die sogenannte Mobile Briefmarke. Sie ist im eigentlichen Sinne keine Briefmarke, denn im Gegensatz zu den identischen Wertzeichen in größerer Millionen-Auflage sind die abzurufenden Codes Unikate. Die mobile Marke ist nur innerhalb Deutschlands nutzbar und einzig über die “Post & DHL App” erhältlich. Auf dem Smartphone ist dann sehr einfach die passende Portohöhe auswählbar, bezahlt wird per Paypal oder Kreditkarte. Die dann ausgehändigte Zeichenkombination muss in die obere rechte Ecke geschrieben werden – mit dem Hinweis “#PORTO” vorweg.
“Die Mobile Briefmarke erfreut sich insgesamt großer Beliebtheit bei unseren Kunden, aber sie wird eher zum Zweck der schnellen ‘Adhoc-Frankierung’ genutzt, wenn keine Briefmarke zur Hand ist”, sagt Edenhofer. Die Post wolle Produkte anbieten, die dem Nutzungsverhalten von Kundinnen und Kunden entgegenkommen. “Der Anteil der mit einer mobilen Briefmarke frankierten Sendungen ist aber im Verhältnis zu den Gesamtvolumina gering.”
Das mobile Angebot folgte auf das “Handyporto”, einen 12-ziffrigen Code, der per SMS seit 2008 angefordert werden konnte. Der Dienst verlangte damals knapp 40 Cent Aufschlag. Die neue, mobile Marke kostet dagegen nicht mehr. Sie ist nicht kombinierbar mit “Papiermarken”.
Als Küchler vor einiger Zeit von seiner Patentochter einen Brief mit Zeichencode statt Briefmarke zugeschickt bekam, habe er sich prompt beschwert. “Doch die Entschuldigung war dann doch einleuchtend. Nach einem Umzug wusste sie nicht, wo die nächste Postfiliale ist und nutzte schnell die App”, so der Philatelist.
Während die mobile Marke die App und einen Stift benötigt, ist bei der sogenannten Internetmarke der Drucker von Nöten. Im Netz auf deutschepost.de können bei diesem digitalen und auch “filialunabhängigen” Service die Wertmarken selbst gestaltet und dann ausgedruckt werden. Neben den rund 100 Motiven – darunter Tiere, Blumen, Städte, Geburtstags- und Jahrestags-Embleme – können stattdessen auch Absender und Empfänger eingetragen werden. “Die Internetmarke wird vorwiegend von kleineren Gewerbetreibenden genutzt und macht nur einen Anteil im oberen einstelligen Prozentbereich aus”, so der Post-Sprecher.