Grimmen/ Rostock. Kalt und feucht war es lange Zeit unter ihren Füßen. Die Rahmen, die ihnen Halt geben sollten, waren vom Ungeziefer angefressen, ein milchiger Schleier lag zwischen ihnen und der Welt: Die vier Grimmer Pastoren, die auf übermannshohen Gemälden aus dem 17. bis 19. Jahrhundert zu sehen sind, haben schwere Zeiten hinter sich. „Die Bilder standen jahrelang auf dem kalten Fußboden im Chorumgang der Kirche, waren verschmutzt und verkommen,“ beschreibt Gemeindepastor Wolfgang Schmidt. „Es war ein jämmerlicher Zustand.“
Für rund 28 000 Euro hat die Gemeinde sie nun in einer Werkstatt in Rostock überarbeiten lassen, von Kunst-Restaurator Georg von Knorre. Anfang dieser Woche sind sie zurückgekehrt, jetzt blicken sie dem Kirchenbesucher im Mittelschiff entgegen: die Pastoren Bernhard Alberti (1588-1644), Johann Christian Berends (1680-1745), August Christian Brunst (1690-1768) und Superintendent Carl Wilhelm Johann Bindemann (1814 bis 1878), alle im Talar.
"Unglaubliche Arbeit" des Restaurators
„Sie tun unserer Kirche gut“, findet Pastor Schmidt. Wie Restaurator von Knorre sie wiederhergestellt habe, sei unglaublich. Und für die Gemeinde hätten sie einen hohen ideellen Wert, „weil diese Pastoren hier viel bewegt haben.“ Alberti etwa hatte in den Zeiten des 30-jährigen Kriegs, als die Region auch noch von Stürmen gebeutelt wurde, das Dach der Marienkirche neu befestigen lassen. „Die hätte sicher sonst großen Schaden genommen“, sagt Schmidt. Superintendent Bindemann wiederum ließ die mittelalterliche Kirche in neogotischem Stil umbauen. „Aus heutiger Sicht ist das zwar eher schade, weil die ganze Einrichtung nun sehr dunkel ist“, sagt Wolfgang Schmidt, „Aber sie ist aus einem Guss.“ Insofern habe Bindemann eine große Leistung erbracht.
Bindemanns Bildnis allerdings hat man übel mitgespielt: Zu Ostern 2015 wüteten Unbekannte in der Grimmer Kirche und rissen ein Loch, das in der Leinwand prangte, mutwillig weiter auf. „Allein dadurch sind rund 2000 Euro Extrakosten entstanden, und vor allem war es ein Schock für uns“, sagt Wolfgang Schmidt.