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Zeitumstellung

In der Nacht zum Sonntag wird wieder an der Uhr gedreht: Es ist wieder Winterzeit. Wie schwer es ist, für Europa eine einheitliche Zeitrechnung zu finden, zeigen Berechnungen eines Wissenschaftlers.

Eigentlich sollte es die von vielen als zumindest lästig empfundene Zeitumstellung nicht mehr geben. Denn 2019 hatte sich das EU-Parlament mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, den 1980 erneut eingeführten Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit abzuschaffen. Dass es die Umstellung dennoch weiter gibt, hängt mit der großen mitteleuropäischen Zeitzone zusammen, die ein einheitliches Vorgehen schwer macht.

Grob gesagt, gibt es auf dem europäischen Kontinent vier große Zeitzonen: eine westeuropäische Zone mit Island, den Färöer, Irland, Portugal und Großbritannien sowie den Kanarischen Inseln. Dann die große mitteleuropäische Zeitzone, die von Spanien im Westen bis Polen im Osten reicht. Dann die osteuropäische Zeitzone, die sich von Finnland und dem Baltikum bis nach Griechenland und zur Türkei erstreckt. Sowie die Zeitzone, die Belarus, den europäischen Teil Russlands und Teile der Ukraine umfasst.

In der großen Mitteleuropa-Region eine einheitliche Normalzeit festzulegen, ist insbesondere für die Länder an den Rändern schwierig, hat der Wirtschaftswissenschaftler Korbinian von Blanckenburg von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Lemgo im vergangenen Jahr vorgerechnet. “Bei ganzjähriger Normal- beziehungsweise Winterzeit hätten wir zur Sommersonnenwende Mitte Juni in Ostpolen von 3 bis 20 Uhr Sonne, in Westspanien von 6 bis 21.30 Uhr.” Doch wohl nur wenige Menschen würden sich über Sonnenlicht um 3.00 Uhr in der Früh freuen.

Auch das andere Extrem wirft Probleme auf: Würde man sich auf die Sommerzeit als neuen Standard festlegen, hätte man zur Wintersonnenwende Mitte Dezember in Westspanien Sonne von circa 10.00 bis 19.00 Uhr, in Deutschland von 9.15 Uhr bis 17.00 Uhr. Der späte Sonnenaufgang würde dabei von vielen Menschen als nicht optimal empfunden.

Von Blanckenburg schlägt deshalb eine Neusortierung der Zeitzonen vor. Länder östlich von Deutschland könnten in die osteuropäische Zeitzone wechseln. Und Spanien könnte in die westeuropäische Zeitzone rücken – in dieselbe Zeitzone wie Portugal oder Großbritannien.

Resultat der Neusortierung wäre, dass am 21. Juni in Ostpolen die Sonne von 4.00 bis 21.00 Uhr zu sehen wäre, am 21. Dezember von 8.30 bis 16.00 Uhr. Deutschland hätte zum Stichtag 21. Juni Sonne von 4.00 bis 20.30 Uhr und am 21. Dezember von 8.15 bis 16.00 Uhr. In Spanien würde am 21. Juni gelten: Sonne von 5.00 bis 20.30 Uhr sowie am 21. Dezember von 8.00 bis 17.00 Uhr.