Advent heißt lateinisch Ankunft. Seit dem vierten Jahrhundert bereiteten sich die Christen in Spanien und Gallien drei Wochen lang auf die Feier der Geburt ihres Retters vor: durch Askese und eifrigeren Gottesdienstbesuch als sonst, weiß das Lexikon für Theologie und Kirche. Später wurde die Periode auf 40 Tage ausgedehnt und war damit genauso lang wie die Fastenzeit vor Ostern. Erst im 13. Jahrhundert setzte sich der von vier Adventssonntagen liturgisch geprägte Rhythmus durch.
Eine Fülle volkstümlicher Bräuche entwickelte sich um diese Frist herum, wie Adventskalender oder Adventskranz (siehe oben). An den drei Donnerstagen vor Weihnachten „klöpfelte“ des Nachts der Erlöser oder das herbergsuchende heilige Paar an der Tür. Bilder oder kleine Statuen von Maria und Josef wurden von Haus zu Haus getragen. In Nordwestdeutschland bliesen Hirten mit ihren Hörnern „den heiligen Christ herab“. Die Menschwerdung Gottes ist für Christen eines ihrer Hauptfeste, auf das es sich gebührend vorzubereiten gilt, auch durch Konzentration und Ruhe.
Dass der Advent nicht nur eine besinnliche, sondern auch eine abenteuerliche Zeit sein könnte, zeigt ein Blick auf die englische Sprache, die aus derselben lateinischen Wurzel das Wort „adventure“ bildet. So könnte man zusammengenommen sagen, mit dem Advent, der Ankunft des Herrn, beginnt Gottes Abenteuer mitten unter den Menschen. Und wozu das Ganze? Das hat kaum einer schöner ausgedrückt als Hildegard von Bingen: „Gott wurde Mensch, damit der Mensch Heimat habe in Gott.“ Damit der Mensch dort ankommt, wo er herkommt.
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