Artikel teilen:

Zehn Thesen

Die Evangelische und die römisch-katholische Kirche haben Ende Februar ihre Ökumenische Sozialinitiative vorgestellt. Die ökonomischen Krisen der vergangenen Jahre seien Anlass gewesen, sich nach 1997 wieder gemeinsam zu Wort zu melden, um eine breite Diskussion über die Wirtschafts- und Sozialordnung anzustoßen, hieß es. In der Veröffentlichung werden zehn Aspekte einer gerechten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung dargestellt. Wie beurteilen Wirtschaftsethiker und andere das Sozialpapier?Von Constanze Broelemann

Von Constanze Broelemann„Die Sozialinitiative“ heißt das zehn Thesen starke Papier, das am 28. Februar gemeinsam von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) herausgegeben wurde. Wirtschafts- und sozialpolitische Fragen stehen im Fokus. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse, ungezügelte Finanzmärkte, fehlende Chancengleichheit und keine ökologische Nachhaltigkeit – alles Realitäten unserer Zeit und Themen, die die Sozialinitiative anspricht. „Die Initiative soll alle relevanten Gruppen, Organisationen und Verantwortungsträger im Bereich Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik erreichen. Darauf zielt nicht zuletzt der Titel ,Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft‘“, sagt Oberkirchenrätin Cornelia Coenen-Marx, Mitautorin des Papiers.Bereits 1997 hatten beide christlichen Kirchen ein gemeinsames Wort zur wirtschaftlichen und sozialen Lage herausgegeben: „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ hieß der Text. Auf dessen Basis wollte man mit der „Sozialinitiative“ die aktuellen Herausforderungen in zehn Thesen benennen und damit eine kirchliche wie gesamtgesellschaftliche Debatte anstoßen, so Coenen-Marx.Kritiker, wie der Heidelberger Systematische Theologe Ulrich Duchrow, lesen in dem Papier „Oberflächlichkeiten“ und das „Aufzählen von Allgemeinplätzen“. „Die Thesen sind weich formuliert und treten niemandem auf die Füße“, so Duchrow. Der Sozialethiker geht sogar soweit zu sagen, dass die Ökumene der letzen dreißig Jahre konterkariert würde. (…)

Weiterlesen