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Wüst: Umgang mit Missbrauch muss Ausbildungsthema sein

Bei sexualisierter Gewalt bemängelt die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst weiterhin eine Ratlosigkeit in den Gemeinden. Eine Thematisierung in den Ausbildungen soll helfen.

Dorothee Wüst spricht beim Podium „Sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch“ beim Evangelischen Kirchentag in Hannover
Dorothee Wüst spricht beim Podium „Sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch“ beim Evangelischen Kirchentag in Hannoverepd-bild / Paul-Philipp Braun

Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst will den Umgang mit sexualisierter Gewalt in allen kirchlichen Ausbildungsberufen verankern. Von der Gemeindepädagogin bis zum Theologiestudium müsse das Thema in jede Ausbildung rein, sagte Wüst beim Kirchentag in Hannover. Wüst ist Sprecherin der kirchlichen Beauftragten im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Diakonie.

Die theologischen Fakultäten müssten zudem anerkennen, dass es auch in ihren Bereichen sexualisierte Gewalt gebe. Es sei kein Nischenthema, betonte Wüst, und könne nicht in einer Fortbildung behandelt werden. In allen Aus- und Fortbildungsprogrammen von Kirche und Diakonie müsse das Thema tief verankert sein, um Reflexion zu ermöglichen und Sprachfähigkeit zu erreichen. Denn ihre Erfahrung sei, dass es vor Ort, etwa in den Gemeinden, oft eine Hilf- und Ratlosigkeit gebe, die verhindere, für Betroffene von sexualisierter Gewalt ansprechbar zu sein.

Qualifizierung allein recht nicht

Die Potsdamer Professorin für Methoden der Sozialen Arbeit und Sozialforschung, Friederike Lorenz-Sinai, gab zu bedenken, dass eine bessere Qualifizierung nicht automatisch einen besseren Umgang mit Betroffenen garantiere. Keine noch so hohe Qualifizierung und Ausbildung schütze vor dem Affekt, sexualisierte Gewalt im eigenen Bereich für unvorstellbar zu halten. Lorenz-Sinai ist eine der Autorinnen der evangelischen Missbrauchsstudie, die im Januar 2024 von einem unabhängigen Forschungsverbund veröffentlicht wurde.