Flensburg. Rotes, gelbes und grünes Licht leckt an den Backsteinwänden empor, das Kreuz auf dem Altar erstrahlt feuerrot. Hinter der Gemeinde stehen die Mischpulte für Licht- und Tontechnik, vorne rockt die Band. Und unter der Empore laden ein Tresen, Sofa, Liegestühle und Sitzsäcke unter Plastikpalmen zum Beisammensein ein. Morgen früh, wenn hier eine Beerdigung vorbereitet wird, muss dieses Ambiente wieder verschwunden sein. So ist das, wenn sich Jugendkirche und Ortsgemeinde eine Kirche teilen.
Als der Kirchenkreis Schleswig-Flensburg vor einigen Jahren nach einem geeigneten Kirchenraum für eine Jugendkirche suchte, kam St. Michael am Flensburger Ochsenmarkt schnell in die engere Wahl. Hier gibt es keine Kirchenbänke, sondern Stühle, die bei Bedarf schnell weggeräumt werden können, der Raum eignet sich gut für Großveranstaltungen. Doch auch die Gemeinde musste zustimmen, eine Hausgemeinschaft mit den Jugendlichen einzugehen.
Vertrag ist unterzeichnet
Dass der Weg dorthin mitunter mühsam war, verschweigen beide Seiten nicht. „Hier begegnen sich zwei unterschiedliche Systeme, eine Kirchengemeinde und eine Jugendkirche, die zu den Diensten und Werken gehört. Dass dies so dicht beieinander funktioniert, ist ein kleines Wunder“, sagt Pastor Ingo Gutzmann, Leiter des Regionalzentrums, zu dem die Jugendkirche gehört. Und Norbert Wüstefeld vom Kirchengemeinderat räumt mit dem Schiller-Zitat „drum prüfe, wer sich ewig bindet“ ein: „Wir haben länger geprüft.“ Am Schluss habe jedoch das einstimmige „Ja“ für die Jugendkirche gestanden.
Im Rahmen einer abendlichen Friedensandacht wurde jetzt der Kooperationsvertrag unterzeichnet. Nach drei Jahren als Projekt ist die Jugendkirche damit fest in St. Michael beheimatet, und die Stellen der Hauptamtlichen wurden entfristet.
Das Besondere an diesem Angebot: Die Jugendlichen bestimmen selbst, wie ihre Kirche aussehen soll. Dazu trifft sich einmal im Monat der Jugendkirchen-Rat. Welche Deko? Welche Möbel? – das seien tatsächlich die ersten Fragen gewesen, als sie vor drei Jahren angefangen haben, erzählen die Mitglieder Celina und Henriette. Dann kam die Frage, welche Aktionen sie eigentlich anbieten wollen. Viele Ideen sind seitdem mit Unterstützung der Hauptamtlichen, Pastorin Susanne Guhl, Theaterpädagogin Saskia Behrmann und Kantor für Popularmusik Jens Robbers, entwickelt worden.