Jeder Kubikzentimeter ist ausgefüllt mit Technik, mit Rohren und Kabeln und überall Wände aus Stahl. Die Männer und Frauen leben an Bord ihren Dienst. Sie sind hoch professionell, sie sind gut ausgebildet und sie machen sich ihre Gedanken.
Manche Gedanken sind wie ein Gebet. Ein Gebet für die Menschen zu Hause. Ein Gebet für den Schmerz der Trennung. Eine Frage nach Sinn und Unsinn. Eine Frage nach Recht und Gerechtigkeit. Diese Gedanken werden zu einem Gespräch, wenn zwei gemeinsam zum Horizont blicken. Diese Gedanken bekommen ein Gesicht, wenn Vertrauen zwischen Menschen gewachsen ist.
Wenn sich der Knoten löst
So etwas geschieht überall an Bord. Diese Gedanken und Gebete tragen auch den Gottesdienst. Auf dem Altar liegen Bilder dieser Gedankengeschichten. Das blaue Stück Tau hatte sich in der Schiffsschraube verknotet. Im engen Fahrwasser trieb das Schiff ohne Antrieb. Irgendwann war der Knoten gelöst und alle waren gerettet.
Es gibt so viele Arten sich zu verstricken, und es ist so gut, wenn sich der Knoten löst. Das war dann Thema im Gottesdienst. Im Raum, in dem dieser stattfindet, hängen an der Wand schwarze Kästen. Darin sind Selbstretter. Wenn es brennt und alles verqualmt ist, schenkten sie für 15 Minuten Atemluft. Was rettet im Leben, wenn man nicht mehr weiter weiß? Im Gottesdienst haben die Soldatinnen und Soldaten Antworten gesucht. Eine Antwort war, dass ein Gebet für 15 Minuten Lebenskraft gibt.
Auf einem Kriegsschiff ist wenig Platz und viel Raum für solche Gedanken. Daraus entsteht Kirche auf einem Kriegsschiff und einmal die Woche ein Altar.
Unser Autor
Kristian Lüders ist Pfarrer im Militärpfarramt Kiel II.