Kiel. Das Faschingsfest im Kieler Schloss hatte schon viele Namen: Von Minimumst-Karneval, Karneval der Kieler Sorgenkinder, Behindertenkarneval über Karneval für Menschen mit und ohne Behinderung. Seit ein paar Jahren heißt das Fest Inklusiver Karneval. Am Dienstag, 13. Februar, wird das bunte Treiben 50 Jahre alt. Es wird alljährlich organisiert von der Stiftung Drachensee, Werk- und Betreuungsstätte Ottendorf mit dem Komitee Kieler Karneval (KKK).
Wer den Inklusiven Karneval vor fünf Jahrzehnten ins Leben gerufen hat, darin sind sich die Beteiligten uneins. „Ob die Karnevalisten auf diejenigen zugegangen sind, die sich für die Belange der Menschen mit Behinderung eingesetzt haben oder umgekehrt, ist nicht mehr nachzuvollziehen“, erklärt KKK-Präsident Hans Helmut Volkmann. Konsens herrscht jedoch über die Bedeutung: „Wichtig ist allein, dass der Inklusive Karneval bis heute fester Bestandteil einer freundschaftlichen Verbindung zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen darstellt“, erklärt Frank Bentert, Pressesprecher der Stiftung Drachensee.
Rendsburger Diakonie feiert mit
Prinz Dettmar I. besuchte als erste Kieler Tollität 1968 den „Minimumst-Karneval“ in der Uwe-Jens-Lornsen-Schule in Kiel. 1972 wurde dann aus dem kleinen Faschingsfest in der Turnhalle der 1. Kieler Sorgenkinder-Ball im Kieler Eichhof. Zu dem Programm mit Prinzenpaar, Gesang und Gardetanz hatten der Festausschuss des Kieler Karnevals, heute Komitee Kieler Karneval, mit der Werk- und Betreuungsstätte für körperbehinderte Jugendliche und Erwachsene eingeladen. Es kamen behinderte Menschen mit ihren Angehörigen und Freunden aus ganz Schleswig-Holstein, der Saal soll damals aus allen Nähten geplatzt sein.
„Die Fröhlichkeit und der Zuspruch wurden von Jahr zu Jahr größer“, sagt Volkmann. Ab 1988 war mit der „Werkstatt am Drachensee“ ein neuer Mitveranstalter des „Karnevals für Menschen mit Behinderungen“ ins Boot geholt worden, der seitdem mit den Aktiven des Komitees Kieler Karneval das Programm auf die Beine stellt.
Seit 20 Jahren alljährlich dabei ist auch der Marienhof, die Werk- und Wohnstätte für Menschen mit psychischen Behinderungen der Diakonie in Rendsburg. Es fahren Beschäftigte Bewohner der Wohneinrichtung Leben und Wohnen samt Erzieher mit. „Im Vorwege wird gefragt, wer welches Kostüm tragen möchte und dann der Fundus durchprobiert. Manchmal werden Kostüme dazu gekauft, variiert oder kombiniert“, beschreibt Henning Solterbeck vom Marienhof.
Der Star ist der DJ
Die Vorfreude auf die „super inklusive Veranstaltung“ sei immer groß. „Die Stimmung ist einfach unglaublich toll. Man muss unbedingt selbst dabei gewesen sein, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie lustig und vergnügt es im Kieler Schloss zugeht“, betont Solterbeck.
Ungekrönter Liebling ist DJ Gary Mangels. Betritt er die Bühne, jubelt die Menge. Viele aus dem Saal zieht es nach dem offiziellen Programm zu ihm auf die Bühne, dann startet mit einer Polonaise ein Fest bis tief in die Nacht. „Die Stimmung ist einfach besonders und unbedarft. Da wird nicht lange überlegt, sondern einfach nur gefeiert“, sagt DJ Mangels.