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Wie Italien die Trauerfeier für den Papst schützte

Regierungschefs aus der ganzen Welt sowie 400.000 Menschen auf den Beinen. Dort ein Anschlag …? Wie die Trauerfeier für Franziskus geschützt wurde – und es bei der Einführung seines Nachfolgers sein wird.

Alle schauten auf den Sarg. Ab und zu auch auf die anwesenden Prominenten: Präsidenten, Monarchen, Ministerpräsidentinnen, Patriarchen und Kardinäle. In den gleißend blauen Himmel schauten wenige. Und wenn, so hätten sie die über ihnen kreisenden Schutzengel kaum erkannt.

Zwar knatterten seit Freitagabend nahezu unablässig mehrere Hubschrauber über der Ewigen Stadt. Doch die beiden großen MQ-9-Aufklärungsdrohnen flogen zu hoch, um trotz ihrer 20 Meter Spannweite gesehen zu werden. Ihre Kameras und Radare aber sahen nahezu alles: auch unter Bäumen und in den engen Gassen des Borgo Pio vor dem Vatikan. Selbst Flaschen in den Müllcontainern rund um den Vatikan. So jedenfalls berichtete es die Zeitung “La Repubblica” am Sonntag nach der Beisetzung des katholischen Kirchenoberhaupts unter Berufung auf Sicherheitskräfte.

Bereits ab Freitagabend verfolgten Drohnen und Helikopter die Pilgerströme wie auch die knapp 170 Wagenkolonnen der Staatsgäste. Nach dem Ende des Requiems sicherten sie den Weg der Wagenkolonnen zurück zum Flughafen. Alles, was die Drohnen und ein weiteres fliegendes Frühwarnsystem, das Flugzeug CAEW E-550A, registrierten, wurde weitergeleitet an Covi, das “Oberste streitkräfteübergreifende Einsatzkommando” auf dem Militärflugplatz im römischen Stadtteil Centocelle.

Dort wurden, angereichert mit Bildern nationaler Spionagesatelliten, sämtliche Daten auch mit Hilfe Künstlicher Intelligenz analysiert und ausgewertet. An den Entscheidungen beteiligt waren Offiziere des Heeres, der Luftwaffe, der Marine und der Carabinieri, direkt verbunden mit dem Generalstab der italienischen Streitkräfte.

Für den Fall eines kleineren Drohnenangriffs oder überhaupt illegaler Drohnenflüge rund um den Vatikan waren Polizisten mit speziellen Gewehren im Einsatz. Mit den Waffen, die aussehen wie einem Science-Fiction-Film entnommen, lassen sich unerwünschte Drohnen unschädlich machen. Insgesamt waren Medienangaben zufolge 10.000 Sicherheitsbeamte in Rom im Einsatz; ihre Scharfschützen auf den Dächern oft gut sichtbar.

Für den Fall eines größeren und weiter entfernt gestarteten Anschlags kreisten zudem zwei Eurofighter, später abgelöst durch zwei F-35, über und zwei Marine-Zerstörer auf dem Mittelmeer vor der Küste Latiums. Auch der G7-Gipfel im Juni 2024, zu dem Ministerpräsidentin Giorgia Meloni den Papst eingeladen hatte, war derart abgesichert worden.

Gegen Abend entspannte Italiens Militärkommando den gigantischen Schutzschild allmählich wieder. Rund um den Vatikan finden aber weiter Sicherheitskontrollen statt – wenn auch oft mit einer gewissen italienischen Lässigkeit. Die fast 200.000 Jugendlichen am Sonntag wurden noch durch enger kontrollierte Zugangswege zum Petersplatz geleitet.

Während des Konklaves selbst werden die Sicherheitsmaßnahmen auch am Boden etwas zurückgefahren. Alarmstufe Rot besteht erneut, wenn zur Amtseinführung des neuen Papstes wieder Dutzende Staatsoberhäupter, Regierungschefs und Religionsführer in der Ewigen Stadt eintreffen. So dass in zwei, vielleicht auch drei, vier Wochen, nach dem weißen Rauch aus der Sixtinischen Kapelle, wieder technologisch hoch ausgerüstete Schutzengel in den römischen Himmel steigen.

Was denn Papst Franziskus von all dem militärischen Aufwand für seine Beisetzung gehalten hätte, wollte “La Repubblica” vom Vatikan wissen. “Der ‘homo technicus’ und alle seine Geräte haben sich in den Dienst des ‘homo religiosus’ gestellt, um ihm eine spirituelle Erfahrung des Heiligen zu ermöglichen”, so die Antwort der vatikanischen Pressestelle.