Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt vor einer langfristigen Gesundheitskrise in Europa. Trotz einiger Fortschritte gingen in der Region, die lange als weltweit führend bei der medizinischen Versorgung gegolten habe, wichtige Indikatoren zurück, heißt es im alle drei Jahre erscheinenden Europäischen Gesundheitsbericht, der in Kopenhagen veröffentlicht wurde. Verantwortlich seien auch Desinformation, fehlendes Personal im Gesundheitswesen, die rasche Alterung der Bevölkerung und Folgen des Klimawandels. Die untersuchte Region umfasst 53 Länder in Europa einschließlich Russland und Zentralasien.
Besorgnis äußerte WHO-Regionaldirektor Hans Henri Kluge über die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Ungeachtet der digitalen Vernetzung fühlten sie sich einsamer als je zuvor; viele hätten Probleme mit dem Gewicht und ihrem Selbstbewusstsein, was sie für eine schlechte Gesundheit im Erwachsenenalter prädestiniere, sagte Kluge. Die WHO werde daher eine eigene Gesundheitsstrategie für Heranwachsende vorlegen.
WHO-Bericht: Jeder fünfte Jugendliche hat psychische Probleme
Der Auswertung zufolge hat jeder fünfte Jugendliche mit psychischen Problemen zu kämpfen; Suizid ist die häufigste Todesursache bei 15- bis 29-Jährigen. 15 Prozent der Jugendlichen berichten von Cyber-Mobbing. Fast jedes dritte Schulkind wiegt zu viel, eines von acht ist fettleibig. Jeder zehnte Jugendliche im Alter von 13 bis 15 konsumiert Tabakprodukte einschließlich E-Zigaretten.
Viele Staaten erreichten auch nicht das Ziel, verfrühte Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes oder chronische Atemwegserkrankungen um 25 Prozent zu senken. Laut WHO stirbt in der Region Europa-Zentralasien noch immer jeder sechste vor seinem 70. Geburtstag an solchen Krankheiten.
WHO: Klimawandel verschlimmert die Gesundheitsbelastungen
Die gesamte Region müsse sich mit den Ursachen auseinandersetzen, forderte die WHO. Unter anderem verzeichne Europa-Zentralasien den weltweit höchsten Alkoholkonsum mit 8,8 Litern Rein-Alkohol pro Erwachsenem und Jahr. Auch die Quote der Tabak-Konsumenten bleibe mit 25,3 Prozent unannehmbar hoch. Nötig seien ein besserer Zugang zu gesunden und nahrhaften Lebensmitteln sowie Maßnahmen gegen Luftverschmutzung und Bewegungsarmut.