Am 4. Juni 1989 schlug China auf dem Platz des Himmlischen Friedens mit Panzern die Demokratieproteste nieder. Hongkong war bis 2020 der einzige Ort auf chinesischem Boden, wo der Opfer gedacht werden konnte.
Mit den Generalkonsulaten Australiens, Kanadas, Großbritanniens und der USA haben vier diplomatische Vertretungen in Hongkong in den sozialen Medien an den 36. Jahrestag der Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung in Peking am 4. Juni 1989 erinnert. Auf der Facebookseite des kanadischen Generalkonsulats hieß es: “Wir werden den 4. Juni 1989 nicht vergessen: das tragische Datum, an dem friedliche Demonstranten auf dem Tiananmen-Platz in Peking und seiner Umgebung gewaltsam unterdrückt wurden. Versammlungsfreiheit ist ein Menschenrecht.”
Wie die Kanadier erinnerten die Generalkonsulate der USA und Australiens mit Fotos von Kerzen auf ihren Facebookseiten daran, dass seit 2020 die Kerzenmahnwachen zum Gedenken an das Massaker in Hongkong verboten sind. Das britische Generalkonsulat veröffentlichte ein Schwarzweißfoto, das einen leeren Stuhl, die römischen Ziffern “VIIV” – eine Anspielung auf den 4. Juni – und auf Chinesisch den Satz zeigte: “Ich will mich nicht erinnern; ich wage es nicht zu vergessen.”
Die inhaftierte Hongkonger Rechtsanwältin und Aktivistin Chow Hang-tung hatte am Sonntag angekündigt, sie werde zum 36. Jahrestag der Niederschlagung des Tiananmen-Massakers im Gefängnis einen 36-stündigen Hungerstreik beginnen. Chow war Vizepräsidentin der “Allianz zur Unterstützung der patriotischen demokratischen Bewegungen in China”, die bis 2019 die Mahnwachen am 4. Juni im Victoria Park in Hongkongs Stadtteil Causeway Bay organisiert hatte.
Chow und zwei ehemalige Vorsitzende der Allianz werden auf Grundlage des von Peking erlassenen nationalen Sicherheitsgesetzes der Subversion beschuldigt. Im Falle einer Verurteilung droht ihnen eine lebenslange Haftstrafe.
In der Umgebung des Victoria Parks war zum Jahrestag die Polizeipräsenz einschließlich gepanzerter Fahrzeuge massiv verstärkt worden. Mindestens zwei mutige Pro-Demokratie-Aktivisten wurden festgenommen. Die langjährige Aktivistin Lui Yuk-lin sei gleich nach dem Verlassen der U-Bahn-Station Causeway Bay von Polizisten ergriffen und abgeführt worden, berichtete das unabhängige Nachrichtenportal “Hong Kong Free Press”. Ein Mann mit einer Atemschutzmaske, der mit einer elektrischen Kerze in der Hand auf einer Bank im Victoria Park gesessen habe, sei festgenommen worden.
Hongkongs Regierungschef John Lee hatte am Dienstag eindringlich vor Kundgebungen zum Gedenken an die Niederschlagung der Demokratiebewegung in China gewarnt. Die Strafverfolgungsbehörden würden “schnell und hart” gegen Gefährdungen der nationalen Sicherheit vorgehen, sagte Lee gegenüber Hongkonger Medien.