Ein Fortbildungs- und Vernetzungstag für alle, die einen Kinderchor leiten, beschäftigt sich am 3. September mit dem Thema „Muslimische Kinder in christlichen Chorgruppen“. Welche Probleme aus der Praxis dahinterstecken, hat Anke von Legat die Kirchenmusikerin Ute Springer gefragt. Sie leitet die Kantorei in Iserlohn und ist Dozentin im Fachbereich Gottesdienst und Kirchenmusik am Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung (IAFW) der Evangelischen Kirche von Westfalen in Villigst.
• Muslimische Kinder im kirchlichen Kinderchor – gibt es das überhaupt?
Im traditionellen Gemeinde-Kinderchor ist das eher selten – obwohl es schon ab und zu muslimische Kinder gibt, die einfach klassische Musik mögen oder die gerne mit ihren Freunden und Freundinnen singen möchten. Ein guter Kinderchor fördert die Kinder ja vielfältig und bringt den Kindern viel Spaß und bei den Aufführungen auch Spannung und Anerkennung. Aber die Arbeit von Kirchenmusikerinnen und –musikern hat sich verändert: Weil so viele Kinder bis nachmittags in der Schule bleiben, müssen wir eben in die Schulen kommen. Und dort sind dann in den Chören oder Musik-AGs auch muslimische Kinder.
• Was ist dann kirchlich an solchen Angeboten in den Schulen?
Darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Kirchenmusikerinnen und -musiker und die Schulen, mit denen sie zusammenarbeiten, versuchen, ihre jeweils eigenen Formen zu finden. Manche Angebote heißen einfach „Musical-AG“, dann ist die Hemmschwelle für nicht-christliche Kinder sehr niedrig; bei anderen wird schon im Titel deutlich, dass es ein kirchliches Angebot ist. Aber auch dorthin kommen muslimische Kinder, die einfach singen möchten.
• Tragen solche Kooperationen auch dazu bei, die musikalische Gemeindearbeit zu beleben?
Für die Kirchenmusiker ist es auf jeden Fall hilfreich, mit vielen Kindern Kontakte zu knüpfen. Manche Kollegen versuchen, hier Nachwuchs für ihre kirchlichen Kinderchöre zu finden; andere gestalten Schulgottesdienste, Einzelne auch Gemeindefeste mit. Eigentlich alle verstehen solche Kooperationen außerdem als Möglichkeit, die christliche Botschaft auch an die Schulen zu bringen.
• Welche Schwierigkeiten ergeben sich bei der Arbeit mit muslimischen Kindern?
Das ist es ja: Ich habe bei der Vorbereitung für das Seminar festgestellt, dass ich ganz wenig über die Lebensweise von Moslems in Deutschland informiert bin – und daher auch gar nicht weiß, wo sich Fettnäpfchen auftun. Darf ich Lieder mit christlichen Texten proben oder die Kinder im Gottesdienst singen lassen? Im Islam scheint es keine religiösen Kinderlieder zu geben. Für muslimische Kinder wie Eltern ist das also ganz fremd.
Um in diesen Fragen sicherer zu werden und um uns mit unseren muslimischen Mitbürgern hier in Deutschland besser zu verstehen, haben wir mit Saida Aderras und Beate Brauckhoff eine muslimische und eine christliche Referentin eingeladen, die uns da weiterhelfen sollen.