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Kirchenvertreter machen auf religiöse Verfolgung aufmerksam

Kirchenvertreter haben zum Internationalen Gedenktag der Vereinten Nationen zu Solidarität mit den Opfern religiöser Verfolgung aufgerufen. „Der politische Missbrauch von Religion für ideologisch motivierte Gewalt ist ein zunehmendes Problem weltweit“, warnte der Vize-Präsident des katholischen Hilfswerks Missio Aachen, Gregor von Fürstenberg, am Mittwoch anlässlich des Internationalen Gedenktags für die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder des Glaubens am Donnerstag. Das gelte für den Globalen Süden wie auch für Europa, einschließlich Deutschland.

Islamistischer Terror in der Sahelregion, der Segen der russisch-orthodoxen Kirche für den Überfall auf die Ukraine oder die Diskriminierung anderer Religionen durch Hindu-Nationalisten in Indien seien Beispiele der Instrumentalisierung von Religion für politische Zwecke weltweit, erklärte das katholische Hilfswerk. Die Vereinten Nationanen hatten den Internationalen Tag zum Gedenken an die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder des Glaubens im Jahr 2019 eingeführt.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) erinnerte an das leidvolle Schicksal der Jesiden. Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber forderte einen bundesweiten Abschiebestopp für Jesiden. Zudem müsse eine dauerhafte Bleiberechtsregelung gefunden werden.

Die EKD hob hervor, dass die Vereinten Nationen die Verbrechen an den Jesiden als Völkermord anerkannt haben und der Deutsche Bundestag sich dem im Januar 2023 angeschlossen hat. Von etwa einer Million Jesiden weltweit lebe die größte jesidische Diaspora mit etwa 250.000 Angehörigen in Deutschland, hieß es. Ungefähr 280.000 Menschen befänden sich noch immer in Flüchtlingslagern im Nordirak ohne klare Rückkehr- oder Zukunftsperspektive.

Abschiebungen von Jesiden, bei denen auch Familien getrennt werden, seien nicht zu rechtfertigen, sagte Bosse-Huber, die früher Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland war: „Deutschland hat mit der Anerkennung des Genozids explizit Verantwortung dafür übernommen, die Opfer zu schützen.“

Das Jesidentum ist eine alte monotheistische Religion. Sie nahm Historikern zufolge Glaubenselemente, Riten und Gebräuche westiranischer und altmesopotamischer Religionen sowie von Juden, Christen und Muslimen auf. Jeside wird man ausschließlich durch Geburt, beide Elternteile müssen der Religionsgemeinschaft angehören. Niemand kann übertreten oder bekehrt werden.

Anfang August hatten Politik und Gesellschaft gemeinsam in Frankfurt an den Völkermord an den Jesiden vor zehn Jahren erinnert. Am 3. August 2014 hatten Kämpfer der Terrororganisation „Islamischer Staat“ die Sindschar-Region im Nordirak überfallen. Tausende Angehörige der dort beheimateten jesidischen Gemeinschaft wurden verschleppt oder getötet. Etwa 7.000 Frauen und Kinder wurden laut den Vereinten Nationen entführt, misshandelt, zur sexuellen Sklaverei gezwungen oder als menschliche Schutzschilde benutzt.

Immer noch werden nach Angaben von Amnesty International schätzungsweise 2.600 Menschen vermisst. Eine Rückkehr der Jesiden aus den Flüchtlingslagern in der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak oder aus dem Exil ist wegen mangelnder Sicherheit bisher nicht möglich.