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Bischofssynode in Rom: Weltkirche am runden Tisch

Vor rund zwei Wochen ist die Bischofssynode in Rom gestartet. Seither beraten die Teilnehmer über die Zukunft der katholischen Kirche. Über die Inhalte der Debatten dringt nahezu nichts nach außen.

Teilnehmer und Papst Franziskus auf dem Bildschirm während der Weltsynode im Vatikan (Foto vom 4. Oktober 2023)
Teilnehmer und Papst Franziskus auf dem Bildschirm während der Weltsynode im Vatikan (Foto vom 4. Oktober 2023)Vatican Media/Ag. Siciliani

Nur wenig dringt in diesen Tagen aus dem Vatikan nach draußen. Selbst der Papst dürfte überrascht sein, dass sich bislang fast alle an seine Anweisungen halten: Was an den runden Tischen in der Audienzhalle des Vatikans gesprochen wird, bleibt an den runden Tischen.

„Ich denke, wir sind uns alle einig, wenn ich sage, dass wir müde sind“, sagte der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich nach zwei Wochen bei einem seiner morgendlichen Impulse als Koordinator der bis Ende Oktober laufenden Bischofssynode. Die Müdigkeit sei verständlich, „nach der Arbeit, die wir gemeinsam geleistet haben, die schön, aufregend, aber auch anstrengend war.“ Immerhin stehen seit einigen Tagen die heiklen Themen auf den Tagesordnungen: die Hierarchie innerhalb der katholischen Kirche, die Mitbestimmung der Gläubigen und die Stellung der Frauen.

Erstmals Stimmrecht für Frauen

Seit Anfang Oktober tauschen sich in Rom die rund 400 Teilnehmer der 16. Generalversammlung der Bischofskonferenz über die Themen der Zukunft der katholischen Kirche aus. 365 von ihnen haben ein Stimmrecht. Zum ersten Mal wird dieses auch Laien, unter ihnen 54 Frauen, zugestanden und nicht nur den Bischöfen selbst. Dass sich die Nicht-Geweihten tatsächlich gleichberechtigt in die Diskussionen einbringen können, zeigt sich auch an einer optischen Veränderung: Viele Würdenträger sitzen statt im Ornat im Anzug an den Tischen und heben sich so nicht vom Rest der Teilnehmer ab.

 

Respektvoll sei der Umgang, hört man in Rom in diesen Tagen immer wieder von Synodenteilnehmern. Und immer wieder werden auch sie erwähnt: die runden Tische. Sie kommen bereits einer kleinen Revolution gleich. Statt wie im Vorlesungssaal aufgereiht und nach vorn gerichtet, sitzen die Teilnehmer sich an 35 runden Tischen wie bei einer Hochzeitsgesellschaft gegenüber – aufgeteilt in Sprachgruppen, innerhalb derer die Zusammensetzung an den Tischen immer wieder wechselt. Dies lade dazu ein, ist zu vernehmen, eine andere, eine ganz neue Form der Kommunikation, des Austauschs zu praktizieren. Regelmäßig werden die Gespräche mit Minuten der Stille unterbrochen, in denen das zuvor Gehörte reflektiert werden soll.

Neue Sitzordnung für „neue Art des Miteinanders“

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zählt zu jenen, die die neue Form der Kommunikation loben. Dass die Synodalen und Experten dieses Mal an großen runden Tischen Platz genommen hätten, zeige, dass sich bei der Weltsynode in Rom „etwas verändert hat“, sagte er am Sonntag in einer Predigt in der Kirche Santa Maria dell’Anima in Rom. Die neue Art der Sitzordnung ermögliche eine neue Art des Miteinanders. Sie produziere aber auch ein ganz neues Bild nach außen. „Bilder sind in einer medialen Gesellschaft wie der unsrigen nicht zu unterschätzen“, sagte Bätzing.

Papst Franziskus hatte zu Beginn der Synode an die Teilnehmer appelliert, sich bewusst für die Zeit der Beratungen des „öffentlichen Wortes“ zu enthalten und sich darauf zu konzentrieren, einander zuzuhören. Das Konzept des „geschützten Raumes“, scheint zu funktionieren, denn neben den Lobgesängen über die neuen Möbel gelangt inhaltlich außer den wenigen offiziellen Redebeiträgen nur wenig nach außen. Paolo Ruffini, der Kommunikationsdirektor des Vatikans, bittet die Journalisten täglich zu einem Briefing, bleibt in seinen Erläuterungen zum Inhalt der Gespräche aber mehr als vage. Bislang, so Ruffini, verliefen diese harmonisch. Doch er schloss auch nicht aus, dass sich die Kontroversen zum Ende der Synode hin etwas verschärfen könnten – etwa dann, wenn sich die Versammlung auf ein Abschlusspapier verständigen müsse.

Doch auch zu diesem Papier ist nur wenig bekannt. Die Berichte der einzelnen Gruppen, die anders als bei früheren Bischofssynoden nicht bereits im Laufe der Versammlung den Medien zugänglich gemacht werden, würden Eingang in ein gemeinsames Papier finden, kündigte Ruffini an. Da dies aber erst der erste Teil der Synode ist, die im kommenden Herbst fortgeführt und auch erst dann ihren Abschluss finden wird, werde es sich aber voraussichtlich eher um ein weiter entwickeltes Arbeitspapier handeln als um ein Schlussdokument. Dieses Papier wird dann in die Ortskirchen zurückgespielt und könnte als Grundlage für den zweiten Teil der Versammlung im nächsten Jahr dienen.