Artikel teilen

Weihnachtsschau zeigt Bäume als Verbindung von Himmel und Erde

Das Basler Museum der Kulturen lädt in seiner Weihnachtsausstellung dazu ein, Bäume nicht nur als Holzressource oder als schnell vergänglichen Weihnachtsbaum zu nutzen. Weltweit haben Bäume, gerade bei indigenen Völkern, eine hohe kulturelle Bedeutung.

Auf Besucher mag der gut zwei Meter hohe, roh geschnitzte Holzpfahl unscheinbar wirken. Für die Gamilaraay-Gemeinschaft im australischen New South Wales ist der Dhulu genannte Baumstamm lebendig: Er ist Vorfahre und Familienmitglied, verkörpert Wissen und ist Zeuge für wichtige spirituelle Zeremonien.

Der Ahnenbaum steht im Basler Museum der Kulturen am Ausgangspunkt des neuen Ausstellungsbereichs “Alles lebt”. Noch. Denn in wenigen Tagen wird der Kultbaum in einer feierlichen Zeremonie an die Indigenen-Gemeinschaft zurückgegeben. Doch gleichzeitig werden die Gamilaraay dem Museum einen eigens neu geschnitzten Dhulu schenken. Museumschefin Anna Schmid spricht von einer “überaus großzügigen Geste”.

Ergänzend zu “Alles lebt” stellt das Basler Museum Bäume jetzt auch in den Mittelpunkt seiner Weihnachtsausstellung. “Wir möchten zum Nachdenken einladen, Bäume und die Natur insgesamt nicht leichtfertig als auszubeutende Dinge abzuwerten”, betont Ausstellungsmacherin Ursula Regehr.

Die Schau zeigt, dass Bäume weltweit, kultur- und religionsübergreifend zentrale Bedeutung in Spiritualität und Weltdeutung einnehmen. Buddha erlangte seine Weisheit erst nach seiner Meditation unter dem “Baum des Erwachens”. “An vielen buddhistischen Zentren gibt es heute Bäume, die legendenhaft als Ableger dieser ersten Pappelfeige verehrt werden”, erläutert Museumschefin Schmid.

Ein Textilgemälde aus Tibet zeigt einen wunscherfüllenden Baum, der die bewohnte, menschliche Welt mit den himmlischen Sphären und mit der Unterwelt verbindet. Die buddhistischen Heiligen und Gelehrten zeigt das Gemälde wie Früchte, die am Wunschbaum zur Reife kommen. Auch ein persischer Wandteppich zeigt den Baum als Quell des Lebens.

Die Schau beschreibt, dass der Weihnachtsbaum etwa ab dem 16. Jahrhundert seinen Siegeszug in die mitteleuropäischen Wohnzimmer begann. Vielleicht wurde der Weihnachtsbaum sogar im Elsass oder Südwestdeutschland erfunden, wie Kuratorin Regehr sagt.

Gleichzeitig weist die Wissenschaftlerin darauf hin, dass es schon lange vorher in Europa die Tradition gab, zur Wintersonnenwende am 21. Dezember immergrüne Zweige als Verweis auf einen hoffentlich bald wiederkehrenden Frühling in die Wohnräume zu holen.

Und auch hier beschreibt die Schau spannende interkulturelle Parallelen: Denn auch in Japan steht das Immergrün von Nadelbäumen als Symbol für Gesundheit und Hoffnung. “Beispielsweise ist es Tradition, Brautpaaren Kiefernnadeln zu schenken – in der Hoffnung, dass die Ehe genauso beständig bleibt wie das Grün der Nadelbäume”, erläutert Regehr.

In Dialog zu den historischen Exponaten stehen die Fotografien der Schweizer Künstlerin Zora del Buono. Sie fotografierte in Europa und Nordamerika besonders alte Bäume und versucht in der Tradition des Nature Writings diesen Lebewesen eine Stimme zu geben: Bäume, die Naturkatastrophen und Waldbrände überleben. Zehntausende Pappeln, die ein gemeinsames Wurzelnetzwerk besitzen.

Dagegen mahnen Künstlerinnen aus Südamerika, dass Raubbau und Abholzung Natur und Kultur unwiederbringlich zerstören. So zeigt Miriam Rudolph in ihrer Radierung “Colonization by cattle”, wie ein schier endloser Strom von Rindern die Artenvielfalt des Gran Chaco – einem Trockenwald in Paraguay, Argentinien und Bolivien – unter den Hufen zertrampelt.

Und der Comic- und Graphic-Novel-Zeichner Zep ist mit seiner Vision des Aufstands der Bäume gegen die menschliche Zerstörungswut vertreten: Er sieht die Menschen nur in einer Art Probezeit auf der Erde, mit ungewissem Ausgang, ob sie mittelfristig Teil der Natur bleiben werden.