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„Was für eine wundervolle Welt“

Vor 50 Jahren starb der Jazz-Trompeter Louis Armstrong

Sein großer Hit „What a Wonderful World“ könnte auch sein Lebensmotto gewesen sein: Louis Armstrong verstand es, Menschen mit seiner Lebensfreude anzustecken. Schlager und Jazz, Kunst und Kommerz waren für ihn keine Gegensätze. Der Musiker, der in armen Verhältnissen groß wurde, blieb auch als Star bodenständig und authentisch. Vor 50 Jahren, am 6. Juli 1971, starb er in New York.

Einer der wenigen Weltstars im Jazz

„Armstrong wurde der erste richtige Weltstar und ist bis heute einer der wenigen Weltstars der Jazz-Geschichte“, sagt der Trompeter Ulrich Beckerhoff. Schon zu Beginn der Jazzmusik habe er auf eine einzigartige Weise Trompete gespielt, auch Armstrongs Gesang höre man auf der Welt unter jedem Sänger nach den ersten Tönen sofort heraus, urteilt Beckerhoff, der Professor an der Jazzabteilung der Essener Folkwang Universität der Künste ist.

Armstrong spielte auch in Afrika, im Nahen Osten und in Europa gefeierte Konzerttourneen. Sein Musical-Song „Hello, Dolly“ verdrängte 1964 sogar die Beatles vom ersten Platz der Billboard Top 100 Charts. 1969 sang Armstrong den Titel „We have all the Time in World“ für den James-Bond-Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“. Er spielte mit Ella Fitzgerald, Billie Holiday und Johnny Cash.
Der Musiker verstand sich als Entertainer, der die Menschen berühren wollte. Er trat in Musicals ebenso auf wie in zahlreichen Filmen. „Musiker sein und sein Publikum zufriedenzustellen waren für Louis Armstrong ein und dasselbe“, schreibt sein Biograph Wolfram Knauer.

Armstrong wurde am 4. August 1901 im Haus seiner Eltern geboren, einer Holzhütte in New Orleans. Die Mutter war bei der Geburt 15 Jahre alt. Armstrong wurde zu seiner Großmutter gegeben, später wuchs er auch bei seinen Eltern und seiner Stiefschwester auf.

Auch die Kirche spielt im Leben des Weltstars eine Rolle: Sein Gesangstalent soll der junge Louis entwickelt haben, als ihn seine Mutter am Sonntag in den Gottesdienst mitnahm. Die Erziehung zum Trompeter erhielt er in einem Waisenhaus, in das er kam, nachdem er an einem Feiertag mit einem Revolver in die Luft geschossen hatte. Musikerkollegen bescheinigen ihm eine extrem schnelle Auffassungsgabe: Man habe ihm nur ein Stück vorsummen müssen, und schon habe er mitspielen können.

Schon in jungen Jahren machte sich Armstrong in New Orleans als Musiker einen Namen. Er spielte Trompete in Bordellen, bei Trauermärschen und auf den Mississippi-Dampfern. Bis er von der Musik leben konnte, verdingte er sich allerdings lange Zeit in Knochenjobs wie als Kohlenauslieferer. Mit dem Geld hielt er seine Mutter und seine Geschwister über Wasser. Niemand von ihnen habe eine Ausbildung oder einen Beruf gehabt, schreibt er in seiner Autobiographie „Mein Leben in New Orleans“.

In den 60er Jahren wurde Armstrong angesichts seines Erfolges vorgehalten, er diene sich einem weißen Massengeschmack an. Der Musiker habe sich jedoch durchaus als Vorbereiter eines schwarzen Selbstbewusstseins, eines schwarzen Kulturverständnisses gesehen, schreibt Biograph Knauer. In den 50er Jahren habe Armstrong sich gegen staatliche Stellen gestellt, als der Gouverneur von Arkansas schwarzen Schülern den Zutritt zur Schule verwehren ließ.

Als Star blieb Armstrong auf dem Boden: Er wohnte mit seiner vierten Frau Lucille bis zuletzt fast 30 Jahre lang in einem Häuschen im New Yorker Bezirk Queens. Er hatte außereheliche Affären und genoss das Rauchen von Marihuana, ansonsten führte er ein skandalfreies und offenbar harmonisches Leben.

Im Mai 1971 hatte er sich schwach gefühlt und im Krankenhaus behandeln lassen. Nach seiner Entlassung setzte er am 5. Juli für den nächsten Tag eine Probe mit seiner Band an. Am nächsten Morgen war er tot – wenige Wochen vor seinem 70. Geburtstag. Todesursache soll Nierenversagen aufgrund einer Herzschwäche gewesen sein.

Seine Heimatstadt New Orleans benannte zum 100. Geburtstag des Musikers den ersten Flughafen nach einem Jazz-Musiker: den „Louis Armstrong New Orleans International Airport“.