Turin – Die Synode der Waldenser hat Papst Franziskus für seine Vergebungsbitte im Namen der katholischen Kirche gedankt. „Mit tiefem Respekt und innerer Bewegung“ habe man die Bitte um Verzeihung für unchristliches Verhalten von Katholiken gegenüber ihren Vorfahren aufgenommen, heißt es in einem Schreiben. „Jedoch erlaubt uns diese neue Situation nicht, für jene zu sprechen, die mit Blut und anderen Leiden ihr Zeugnis zum evangelischen Glauben bezahlt haben, und an ihrer Stelle zu verzeihen.“ Die Synode tagt in Torre Pellice, 40 Kilometer südwestlich von Turin.
Franziskus hatte Ende Juni in Turin als erster Papst eine Kirche der Waldenser aufgesucht. Er rief dort zu einem Neuanfang in den ökumenischen Beziehungen auf. Wörtlich sagte er: „Seitens der katholischen Kirche bitte ich euch zum Vergebung. Ich bitte um Vergebung für Handlungen und Haltungen, die unchristlich, ja unmenschlich waren, die wir im Laufe der Geschichte euch gegenüber verübt haben. Im Namen Jesu Christi, vergebt uns!“
Die waldensischen Synodalen werten die Äußerung des Papstes als „klaren Willen, ein neues Kapitel mit unserer Kirche zu beginnen“. Man müsse zu einer „versöhnten Verschiedenheit“ gelangen, die uns ein „gemeinsamen Zeugnis für unseren Herrn Jesus Christus erlaubt“. Man sei „bereit, gemeinsam an dieser Geschichte zu schreiben, die auch für uns neu ist“. Die Erklärung soll demnächst dem Papst zugeleitet werden.
Die Glaubensgemeinschaft der Waldenser wurde vom Lyoner Kaufmann Petrus Valdes (1140-1206) gegründet. Ihre Forderung nach radikaler Armut, ihr Protest gegen Ablasshandel und Heiligenverehrung, gegen die Kirchenhierarchie und das Monopol des Lehramts brachten sie in Gegensatz zu Rom. Über Jahrhunderte wurden sie unterdrückt und ihre Mitglieder von der katholischen Kirche als Häretiker verfolgt. Die Gemeinschaft breitete sich nach massiven Verfolgungen in Frankreich und Italien in Mitteleuropa aus und schloss sich nach der Reformation vielfach evangelischen Kirchen an. In Italien vereinte sie sich 1979 mit den Methodisten und hat dort etwa 20 000 Mitglieder. Nach eigenen Angaben zählt sie heute weltweit rund 100 000 Mitglieder.
Die Einführung der italienischen Mandatssteuer (Steuer für Religionsgemeinschaften, soziale, kulturelle und humanitäre Einrichtungen) hat die Waldenserkirche in Italien finanziell sehr gestärkt. Mehr als 400 000 Italiener entscheiden sich regelmäßig, einen Teil ihrer Steuern für die Unterstützung der Waldenser und ihrer Hilfswerke zu vergeben. KNA
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