Seit 25 Jahren erinnert der VW-Konzern an die rund 20.000 Zwangsarbeiter, die in dem Werk im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden. Am 17. Dezember 1999, wurde in einem ehemaligen VW-Luftschutzbunker in Wolfsburg die Erinnerungsstätte eröffnet. „Heute besuchen viele Kinder und Enkel der einstigen Zwangsarbeiter die Erinnerungsstätte“, sagt die Historikerin Ulrike Gutzmann vom Werksarchiv bei einem Rundgang dem Evangelischen Pressedienst (epd). Jährlich besichtigten die Gedenkstätte rund 4.000 Menschen.
In sechs Räumen liefern Tafeln Informationen, zudem werden Fotos und auch originale Exponate wie Essens- und Bademarken oder ein Ehering gezeigt. Schon im ersten Raum wird deutlich, dass das Versprechen der Nationalsozialisten, wonach pro Jahr 500.000 sogenannte „KdF-Wagen“ vom Band rollen sollten, die für Großteile der Bevölkerung erschwinglich sind, wenig mit der Realität zu tun hatte. „Bis 1945 sind hier 630 Pkw hergestellt worden, die für NS-Größen und andere Prominente bestimmt waren“, erläutert Gutzmann.
Mit Kriegsbeginn ging es nur noch um die Produktion von Rüstungsgütern. Dafür wurden ab 1940 auch polnische Zwangsarbeiterinnen eingesetzt, von denen die Ausstellung unter anderem berichtet. Sie mussten mit Heißleim hölzerne Abwurfbehälter für Bomben bauen, ohne dafür Schutzkleidung zu erhalten.
Den Frauen im Alter zwischen 14 und 32 Jahren waren sexuelle Beziehungen verboten. Wurden sie dennoch schwanger, schickte man sie anfangs nach Polen zurück. Ab 1943 mussten sie kurz nach der Geburt wieder im Volkswagenwerk arbeiten. Die Säuglinge wurden in einem Hort untergebracht, wo ihre Mütter sie nur sonntags sehen durften. „365 Kinder sind dort wegen Verwahrlosung und unzureichender Versorgung umgekommen“, sagt Gutzmann. „Das hat die Mütter ihr Leben lang beschäftigt. Bei Besuchen hier in der Erinnerungsstätte haben wir immer wieder erlebt, dass sie darüber nicht sprechen konnten.“
Zu den Zwangsarbeitern zählten auch deutsche Militärstrafgefangene, sowjetische Kriegsgefangene und Ostarbeiter, französische Zivilarbeiter und Kriegsgefangene, niederländische Studenten, italienische Militärinternierte sowie 5.000 KZ-Häftlinge. 1943 waren von den 17.000 Beschäftigten in Wolfsburg 13.000 Zwangsarbeiter – ohne sie wäre die umfangreiche Herstellung von Militärfahrzeugen und Rüstungsprodukten für die Luftwaffe nicht denkbar gewesen.
Die Ausstellung endet mit der Aufarbeitung der NS-Geschichte des Volkswagenkonzerns ab den 1980er Jahren, für die sich besonders der Betriebsrat eingesetzt hatte. 1996 veröffentlichte der Historiker Hans Mommsen die Studie „Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich“, für die 200 Zwangsarbeiter interviewt wurden. Die Volkswagen AG hat 1998 einen Hilfsfonds eingerichtet und seitdem an 2.500 Zwangsarbeiter jeweils 10.000 Mark gezahlt.
Mit dem Thema Zwangsarbeit ist Volkswagen auch zuletzt wegen seines chinesischen Werks Xinjiang in die Schlagzeilen geraten, wegen des Vorwurfs, dass dort Angehörige der Minderheit der Uiguren als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Kürzlich hat der Automobilkonzern bekannt gegeben, dass er das umstrittene Werk verkauft.