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Vor Depot-Umzug: Lübecker Kunsthalle zeigt lange verborgene Schätze

In der Kunsthalle St. Annen in Lübeck sind ab Sonnabend lange verborgene Werke aus den Museumsdepots der Hansestadt zu sehen. „Die Ausstellung ist eine Entdeckungsreise zu Lübecks Schätzen“, sagte der Leiter der Lübecker Museen, Tilmann von Stockhausen, am Donnerstag. Unter dem Titel „Verlagert. Die Kunst in Bewegung“ werden bis zum 10. August Exponate aus neun Jahrhunderten gezeigt. Zu den Highlights gehört der barocke Silberschatz der Lübecker St. Annen-Kirche, der extra für die Ausstellung restauriert wurde. Auch Werke der Bildhauerin Käthe Kollwitz (1867-1945), des Malers Willi Baumeister (1889-1955) und das „Holstentor“ von Pop-Art-Künstler Andy Warhol (1928-1987) werden gezeigt.

Die Exponate kommen jetzt ans Licht der Öffentlichkeit, weil ihr bisheriges Lager, die Dachgeschosse des Museumsquartiers, nicht mehr den Brandschutzanforderungen entsprechen. Nach der Schau müssen sie in ein Außenlager umziehen. Langfristiges Ziel der Hansestadt ist ein zentrales Sammlungszentrum. Dieser Prozess wird auch in der Ausstellung gezeigt: In einem Raum ist ein Schaudepot nachgestellt, in dem mit Nummern versehene Bilder aus unterschiedlichen Epochen an Bauzäunen aufgehängt sind. In der Mitte steht ein Regal mit Skulpturen und Gegenständen, darunter eine große Bibel mit Kalbsleder-Einband aus dem Jahr 1736. Gleich daneben posiert Star-Wars-Bösewicht Darth Vader, eine Installation des Hamburger Künstlers Jonathan Meese.

Ein Teil des barocken Lübecker Silberschatzes ist im Untergeschoss der Kunsthalle zu finden. Es handelt sich um mehrere Teile aus dem ausgehenden 16. und frühen 17. Jahrhundert, die zum Silberschatz der 1843 nahezu abgebrannten St. Annen-Kirche gehörte. Auf deren Grundmauern war 2003 die Kunsthalle eröffnet worden. „Der Silberschatz ist nun wieder an seinem ursprünglichen Platz – darauf sind wir sehr stolz“, sagte die Leiterin der Kunsthalle, Noura Dirani. Zu sehen sind ein vor-reformatorischer Kelch sowie mehrere Kannen, Teller und aufwändig verzierte Klingelbeutel.

Ein Raum widmet sich der Frage, wie Sammlungen wachsen. Unter dem Titel „Unsere Schätze, Deine Schätze“ waren die Lübeckerinnen und Lübecker aufgerufen, Kunstwerke und Alltagsgegenstände aus ihren Privatsammlungen einzureichen. „Mit diesem Aufruf wollten wir erfahren, was den Menschen wichtig ist und ob sie sich in unseren Museen gut repräsentiert fühlen“, sagte Dirani. Zu den berührendsten Exponaten gehört ein abgewetzter Teddybär, der einem Kind im Zweiten Weltkrieg Trost spendete. Auch ein etwa ein Meter hoher Porzellan-Drache von Hugo Meisel aus den 1920er Jahren ist hinter Glas ausgestellt.

Im Untergeschoss beschäftigt sich die Schau mit der Zerbrechlichkeit von Kunstwerken. Präsentiert werden beschädigte Exponate. Sie sollen veranschaulichen, dass Handlungsbedarf besteht, um bedrohte Bestände der Sammlung für die Zukunft zu erhalten. Darunter ist eine Pietà aus Holz, die Maria darstellt, die um den toten Jesus in ihren Armen trauert. Ihr Gesicht ist allerdings nicht mehr zu erkennen.