Argentiniens Präsident Javier Milei versucht, die Weichen für einen Besuch von Papst Franziskus zu stellen. Mit Nachbarland Brasilien aber stehen die Zeichen auf diplomatischem Streit.
Argentiniens radikal-marktliberaler Präsident Javier Milei schlägt im Umgang mit den einflussreichsten Persönlichkeiten Lateinamerikas weiterhin einen robusten verbalen Ton an. Wenige Tage vor einem Brasilienbesuch, bei dem es zu keinem Treffen mit seinem brasilianischen Amtskollegen Lula da Silva kommen wird, nannte Milei den Linkspolitiker “korrupt”.
Lula hatte zuletzt wegen der wiederholten Schimpftiraden aus Buenos Aires eine öffentliche Entschuldigung Mileis zur Bedingung für ein bilaterales Treffen gemacht. Das hätte am Rande des Mercosur-Gipfels in Paraguay stattfinden können, wird es aber nun auf absehbare Zeit nicht geben. Milei verzichtetet auf eine Reise nach Paraguay, macht stattdessen während Lulas Abwesenheit Station in Brasilien und könnte dort auf den rechtspopulistischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro treffen. Zwischen Milei und Lula, der sich verbal in der Vergangenheit auch nicht gerade zurückhielt, dürfte erst einmal keine Annäherung in Sicht sein.
Dafür gibt sich der argentinische Präsident bei seinem Versuch, seine Sympathiewerte bei Papst Franziskus zu verbessern, deutlich Mühe: “Javier Milei sendet versöhnliche Botschaften an Papst Franziskus, um ihn zu einem Besuch in seinem Land zu bewegen”, schrieb in dieser Woche die Zeitung “Clarin”, die in der argentinischen Presselandschaft zu den Unterstützern der Milei-Regierung gehört.
In einigen Interviews hatte Milei zuletzt entsprechende Signale gesendet. Er habe sich geirrt, weil er den Papst dafür kritisiert habe, dass dieser anders denke und dass er die Heilige Schrift anders lese als er selbst, sagte Milei der liberal-konservativen “La Nacion”. Franziskus, so Milei weiter, habe “eine Art, die Dinge aus der Perspektive eines Jesuiten zu sehen”. Damals sei er – Milei – in die Falle getappt und habe geglaubt, das liege daran, dass der Papst Peronist sei. Das sei ein Fehler gewesen.
Das Verhältnis zwischen Franziskus und Milei gilt als angespannt, wirkte zuletzt aber etwas gelöster. Während des Wahlkampfes hatte es eine Art Duell zwischen Franziskus und Milei gegeben. Ohne den späteren Wahlsieger beim Namen zu nennen, warnte der Papst vor Rattenfängern; Milei warf dem Papst eine zu große Nähe zu den lateinamerikanischen Links-Diktaturen vor. Bei einem Treffen im Februar im Vatikan war die Atmosphäre jedoch herzlich. Die beiden Landsleute umarmten sich.
Nicht wenige Beobachter in Argentinien glauben, Milei wolle mit seinem aktuellen Kurs den Boden für einen Papstbesuch in dessen Heimatland bereiten. Einerseits, so kommentiert “Clarin”, weil er der erste argentinische Präsident sein will, der einen argentinischen Papst auf heimischem Boden begrüßt. Und andererseits, weil sich Milei von einem solchen Besuch eine Verbesserung der Spannungen im Land verspreche. Nach seiner Wahl zum Papst 2013 hat Franziskus Argentinien bislang noch nicht besucht.