Der Philologenverband Niedersachsen hat einen besseren Schutz für Lehrkräfte vor Gewalt an den Schulen gefordert. Nötig sei ein Gesamtkonzept zum Umgang mit Gewalt, das alle Beteiligten einbeziehe, teilte der Verband am Freitag in Hannover mit. Eine Umfrage im Verband zeige, „auch die Lehrkräfte brauchen Schutz“. Die bisherigen Erlasse bezögen sich ausschließlich auf den Schutz der Schülerinnen und Schüler.
Laut der Mitgliederumfrage an niedersächsischen Gymnasien und Gesamtschulen haben 950 Lehrkräfte alarmierende Erlebnisse aus ihrem Schulalltag geschildert. 70 Prozent von ihnen hätten verbale Gewalt erfahren – insbesondere im digitalen Bereich -, mehr als jede fünfte Lehrkraft sogar physische Gewalt. Die Gewalt äußere sich in Bedrohungen, Mobbing, Beschimpfungen, Diskriminierungen bis zu körperlichen Übergriffen und Nötigungen.
Der Verbandsvorsitzende Christoph Rabbow sagte, die Lehrkräfte fühlten sich vom Kultusministerium als Dienstherrn alleingelassen. 87 Prozent bewerten die Reaktionen des Ministeriums als unzureichend. Ein Drittel unter den Befragten würde darum den Beruf nicht mehr ergreifen. 71 Prozent der Befragten fühlten sich schutzlos.
Rabbow zufolge meldeten viele Lehrkräfte die Übergriffe nicht. Doch müsse jeglicher Übergriff angezeigt, aufgeklärt und auch sanktioniert werden. Die Schulleitungen seien durch zu ungenaue Handlungsrahmen unsicher in ihrem Vorgehen. Dies übertrage sich auf das Meldeverhalten der Kollegien. Rabbow forderte deutliche Regelungen: „Bei einem Gewaltdelikt, egal ob physisch oder in digitaler Form, muss jedem klar sein, dass dies eine konkrete Abfolge von Schritten nach sich zieht.“