Im hundertsten Jahr ihrer Berufung als erste deutsche Professorin ehrt die Friedrich-Schiller-Universität Jena Mathilde Vaerting (1884-1977) mit einer Gedenktafel. Die Pädagogin sei in allen Bereichen ihres akademischen Wirkens eine Pionierin gewesen, sagte der Vizepräsident der Hochschule, Georg Pohnert, bei der Enthüllung der Tafel am Freitag in Jena. In ihren Geschlechterstudien habe Vaerting die Strukturen ihrer Zeit analysiert und emanzipatorische Impulse gesetzt.
Als erste ordentliche Professorin an der Universität Jena habe sie den konservativen Kreis der alten Eliten herausgefordert und sei auf deren erheblichen Widerstand gestoßen, hieß es. Mit der Initiative zolle ihr die Universität gemeinsam mit der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte den Respekt, der ihr während ihrer Zeit an der Universität Jena selbst verwehrt geblieben sei.
Das Ministerium für Volksbildung habe die Pädagogin im Oktober 1923 gegen den Willen der damaligen Universitätsleitung an die Hochschule berufen. Die knapp zehn Jahre, die Vaerting in Jena geforscht und gelehrt habe, seien für sie von Schikanen und Anfeindungen geprägt gewesen
Unmittelbar nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten war Vaerting eine von 18 Jenaer Professoren, Dozenten und Assistenten, die vom Hochschuldienst ausgeschlossen wurden. Bis 1945 zog sie sich ins Privatleben zurück. Auch nach Kriegsende habe sie ihre universitäre Karriere nicht fortsetzen können, hieß es. Ihre Bewerbungen an diversen westdeutschen Hochschulen blieben unberücksichtigt.