Die UN-Kinderhilfsorganisation Unicef hat Deutschland aufgefordert, mehr für Kinder und Jugendliche in Armut zu tun. Im neuen Forschungsbericht des Unicef-Forschungsinstituts Innocenti rangiere Deutschland im unteren Mittelfeld – auf Platz 25 der insgesamt 39 untersuchten OECD- und EU-Staaten, wie Unicef Deutschland am Mittwoch mitteilte.
Kinder, die dauerhaft oder immer wieder in Armut leben, zeigen laut Bericht mehr als doppelt so häufig soziale und emotionale Verhaltensauffälligkeiten. Viele von ihnen wiesen einen geringeren Wortschatz auf und erkrankten häufiger an Depressionen als Kinder, die in Wohlstand aufwüchsen. Länder, die laut Forschungsbericht im Vergleich am schlechtesten abschnitten, seien Frankreich und Großbritannien. In Frankreich sei die Kinderarmut von 2012 bis 2021 um 10 Prozent, in Großbritannien um 20 Prozent gestiegen.
Nach Angaben von Unicef lebten in Deutschland mehr als eine Million Kinder mit dem Risiko, dauerhaft in Armut zu leben. Seit einem Jahrzehnt sei der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die in Armut aufwüchsen, nahezu unverändert hoch. In der Europäischen Union sind laut Unicef rund sechs Millionen Kinder unmittelbar von Einkommensarmut betroffen.
Hinzu komme, dass bei 6,6 Millionen Kindern Grundbedürfnisse nicht gedeckt würden. Ihre Familien könnten es sich zum Beispiel nicht leisten, die Wohnung ausreichend zu heizen, abgenutzte Kleidung zu ersetzen oder für genügend Lebensmittel zu sorgen. Auch hier liege Deutschland nur im Mittelfeld, rund 800.000 Kinder waren demnach 2021 von dieser materiellen Form der Armut betroffen.
Unicef warnte davor, aufgrund der aktuellen Haushaltskrise bei der Bekämpfung der Kinderarmut zu sparen. Neben einer effektiven Kindergrundsicherung gehe es um den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur für Kinder. Das Unicef-Forschungsinstitut vergleicht in seiner “Report Card”-Serie nach eigenen Angaben seit dem Jahr 2000 regelmäßig die Situation von Kindern in den reichsten Ländern der Welt. Die 19. Ausgabe vergleicht Kinderarmut in den 39 Ländern der OECD und EU über einen Zeitraum von zehn Jahren.