Heftiger Applaus rauscht durch den Saal, alle Synodalen stehen auf, als das Ergebnis verkündet ist: Kathrin Kühl, die einzige Kandidatin für das Demminer Propstamt, hat bei der pommerschen Kirchenkreissynode in Züssow bei Greifswald 42 Ja-Stimmen bekommen – die klare Mehrheit der 55 gewählten Synodalen.
„Ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihr Vertrauen und freue mich auf die Zusammenarbeit“, sagt die 51-Jährige strahlend. Auch Bischof Tilman Jeremias, der Stralsunder Propst Tobias Sarx und viele andere im Saal sehen glücklich und erleichtert aus. Happy End und happy Anfang nach dem Wahlschock im November. Die zehnjährige Amtszeit der neuen Pröpstin wird am 1. August beginnen.
Kieler Oberkirchenrätin war erneut die einzige Propst-Kandidatin
Bei der Herbstsynode hatte sich Pastorin Kühl, die derzeit noch als Oberkirchenrätin im Landeskirchenamt in Kiel arbeitet, bereits als einzige Propst-Kandidatin und mögliche Nachfolgerin von Gerd Panknin präsentiert und überraschend nicht die nötige Mehrheit bekommen. „Diese Entscheidung respektiere ich“, betont sie jetzt.
Aus vielen Gesprächen und der Berichterstattung nach der Synode habe sie aber den Eindruck gewonnen, „dass nicht in erster Linie Zweifel an meinen Kompetenzen eine Rolle spielten, sondern andere Faktoren“. Deswegen sei sie der Bitte nachgekommen, erneut zu kandidieren. „Mein Interesse, mit Ihnen gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, ist weiterhin groß und ungebrochen.“
“Ohne Kirche wäre das gesellschaftliche Leben ärmer”
Der pommersche Kirchenkreis stehe wie die evangelische Kirche in ganz Deutschland vor großen Herausforderungen, schildert Kühl in ihrer Rede noch vor der Wahl: Mitgliederschwund, Vertrauensverlust, Finanzrückgang, Personalmangel … Doch wenn sie sich anschaue, „was Sie alle zusammen hier im Kirchenkreis tun, dann weiß ich: Es gibt viel Grund zur Hoffnung, nicht zur Mutlosigkeit.“
In Zeiten mit weniger Hauptamtlichen werde man neue Strukturen und Formen der Zusammenarbeit brauchen. Fertige Konzepte dafür habe sie nicht in der Schublade. „Aber ich bin überzeugt, dass wir sie zusammen entwickeln werden“, sagt sie. Kirche habe nach wie vor eine hohe Relevanz in der Region, das zeige schon allein ein Blick in den Veranstaltungskalender der Kirche: „Ohne uns wäre das gesellschaftliche und soziale Leben viel ärmer.“ Im Blick auf den sexuellen Missbrauch, der im Raum der Kirche passiert sei, gelte es, weiter Aufklärung und Transparenz zu schaffen. Dafür werde sie sich einsetzen, die Kirche sei aber auch schon dabei.
Kathrin Kühl gilt als gut vernetzt in der Nordkirche
Kathrin Kühl hat ab 2000 zehn Jahre lang als Pastorin in Mecklenburg gearbeitet, ist seit zehn Jahren Oberkirchenrätin und unter anderem für die Beratung der Pastorenschaft im Sprengel MV zuständig. „Sie kennt nahezu alle pommerschen Kolleginnen und Kollegen“, sagt Bischof Tilman Jeremias noch vor der Wahl.