“Shoppen wie ein Milliardär” verspricht Temu seinen Kunden. Mit Erfolg: So funktionieren Marktmacht und Geschäftsmodelle neuer Onlinehändler.
Wer im Onlineshop Temu vorbeischaut, findet keinen gut sortierten Shop mit Rubriken und Themenbereichen, sondern Wohnzimmerstühle neben T-Shirts und Ohrenreinigungssets. Wirtschaftspsychologe Gunnar Mau von der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport in Berlin hält das für ein wichtiges Element der Geschäftsstrategie. Es solle dem Käufer signalisieren: “Die Produkte sind hier so günstig, da kann der Shop nicht auf High End Usability achten – das hat schon eine billige Anmutung.”
Das Geschäftsmodell von Temu: No-Name-Artikel werden direkt von chinesischen Produzenten an deutsche Kunden geschickt. Per Flugzeug, ohne Zwischenhändler und Warenlager. Um Zoll-Gebühren zu vermeiden, packen die Hersteller kleine Pakete: Der europäische Zollfreibetrag liegt bei 150 Euro Warenwert. Die gilt es zu unterschreiten. So nimmt die Masse der einzeln verschickten Pakete weiter zu.
Die Strategie, unschlagbar billige Angebote zu präsentieren, so dass die Kunden laut Werbeslogan “shoppen wie ein Milliardär”, hat Erfolg: Die noch sehr jungen Online-Händler Temu und Shein haben inzwischen einen großen Anteil am globalen chinesischen Onlinehandel. Zwar wurden laut IPC Cross-Border E-Commerce Shopper Survey der International Post Corporation im Jahr 2023 rund 24 Prozent der grenzüberschreitenden Käufe bei Amazon getätigt, doch sind das drei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Auch AliExpress auf Platz zwei (16 Prozent Marktanteil) verzeichnet leichte Verluste.
Das 2008 in China gegründete Portal Shein hat innerhalb desselben Jahres seinen Anteil um drei Prozentpunkte auf neun Prozent ausgebaut. Das erst im September 2022 gegründete Temu erreichte aus dem Stand sieben Prozent Marktanteil und ist so laut IPC der am vierthäufigsten genutzte E-Händler für grenzüberschreitenden E-Commerce im Jahr 2023.