In einer wachsenden Anzahl rheinland-pfälzischer Gemeinden will niemand mehr Stadt- oder Ortsbürgermeister werden. In insgesamt 523 Orten gebe es für die Wahl am 9. Juni keinen einzigen Bewerber, teilte Landeswahlleiter Marcel Hürter am Freitag in Bad Ems mit. Bei der vorangegangenen Wahl 2019 fehlten in 467 Gemeinden die Bürgermeister-Kandidaten. In 1.314 weiteren Städten und Ortsgemeinden steht 2024 nur eine Person auf dem Stimmzettel. Der Frauenanteil bleibt in Rheinland-Pfalz mit 16 Prozent niedrig.
In Gemeinden ohne Kandidaturen wählt der Gemeinderat die Ortsbürgermeisterin oder den Ortsbürgermeister spätestens acht Woche nach der jeweiligen Kommunalwahl. Insgesamt bewerben sich landesweit rund 66.000 Frauen und Männer um kommunale Ratsmandate auf Ortsebene. Dies sind Hürters Angaben zufolge in etwa so viele wie vor fünf Jahren. Für die Kreistage im Land kandidieren knapp 6.300 Bewerber.
Bereits seit Jahren klagen Politiker auch in Rheinland-Pfalz über wachsende Schwierigkeiten, Menschen zur Übernahme ehrenamtlicher kommunalpolitischer Ämter zu gewinnen. Neben wachsender Anfeindungen gegen politisch Verantwortliche spielen dabei auch die teils immensen Finanznöte der Kommunen eine Rolle. So hatten im August 2023 Bürgermeister und Gemeinderat im südpfälzischen Freisbach (Landkreis Germersheim) für überregionale Aufmerksamkeit gesorgt, als sie ihre Ämter aus Protest gegen die schlechte Finanzausstattung geschlossen niederlegten.