Artikel teilen:

Uckermark: Nachfolge für Kirchenleitung verzweifelt gesucht

In der Uckermark wird ein neuer Superintendent gebraucht. Derzeit sind die Aufgaben verteilt. Über eine schwierige Suche.

St. Marienkirche in Prenlau mit dem Lutherdenkmal davor
St. Marienkirche in Prenlau mit dem Lutherdenkmal davorIMAGO / HärtelPress

Die Ruhestandswelle bringt Unruhe in die Kirche. Die Stelle des Superintendenten im Kirchenkreis Uckermark ist weiter vakant. Das zweite Bewerbungsverfahren läuft – dieses Mal sogar EKD-weit. Übergangsweise amtiert Pfarrer Martin Zobel aus Boitzenburg. Wie geht es weiter?

Prenzlau ist Dienstsitz der Superintendentur

Der Wind pfeift eisig über den Hof vor der St.-Jacobi-Kirche in Prenzlau. Die Hauptkirche der Prenzlauer Gemeinde und des Kirchenkreises Uckermark ist barrierearm renoviert – und geheizt. Martin Zobel zeigt das Gebäude. Der Pfarrer ist nicht nur für seine Gesamtkirchengemeinde Boitzenburg zuständig, sondern zusätzlich für den Kirchenkreis Uckermark. Seit Oktober ist er hier amtierender Superintendent. Nach über 20 Jahren im Amt war Reinhart Müller-Zetsche in den Ruhestand gegangen. Die Nachfolge gestaltet sich kompliziert. Warum? Befristung zu kurz?

Ist die Uckermark zu unattraktiv?

„Ich weiß es nicht“, sagt Zobel. Vielleicht sei ein Grund, dass diese Stelle nicht, wie sonst, auf zehn, sondern auf sechs Jahre befristet ist, bis 31. Dezember 2029. Denn: „Die Aufgabe des künftigen Superintendenten ist die Selbstauflösung, er muss sich überflüssig machen, indem er die Fusion mit den Nachbarn hinbekommt.“ 2030 wird sich der Oberhaveler Superintendent Uwe Simon in den Ruhestand verabschieden.

Auch Kirchengemeinden mit “offenen Baustellen”

Auch bei den Gemeinden gebe es mehrere „offene Baustellen“, die bis 2025 geklärt sein müssen. Und die Strukturänderung betreffe nicht nur sie. „Der Kirchenkreis ist mit gut 10000 Gemeindegliedern zu klein“, erläutert Zobel. Bei regel­mäßigen Treffen überlege man, wie es im Sprengel Potsdam insgesamt strukturell weitergeht. Erwogen würden verschiedene Fusionsvarianten mit den Nachbar-Kirchenkreisen Barnim und Oberhavel.

Kirchenwerbung auf Liegestuhl in Prenzlau
Kirchenwerbung auf Liegestuhl in PrenzlauIMAGO / HärtelPress

Zobel geht selbst Ende 2024 in den Ruhestand. So sorgen Ruhestände für Unruhe in der Kirche und demografische Entwicklungen für Mangel an Bewerbungen. Außerdem: „Es ist Provinz hier, auch wenn es sich in dieser wunderschönen Landschaft gut leben lässt.“ Weitere drei Stellen im Jugend­bereich seien unbesetzt, „das läuft im Moment vor allem über ehrenamtlich tätige junge Erwachsene“. Bewerbungsverfahren sind noch nicht abgeschlossen.

Kirchenkreisaufgaben werden derzeit verteilt

Katja Schmiedeke-Lenz von der Kirchengemeinde Potzlow-Lindenhagen übernimmt einstweilen zusätzlich die Aufgaben der Kreisjugendpfarrerin. Auch in der Gesamtkirchengemeinde Angermünde wird wegen des nahenden Ruhestands von Pfarrer Uwe Eisentraut demnächst eine Stelle frei. „Aber hier bekommen wir ab März mit einem Entsendungspfarrer Verstärkung“, sagt Zobel, „da freuen wir uns sehr. Und Boitzenburg kriegen wir auch noch besetzt.“ Für die Superintendentur erfolgte im Oktober die zweite Ausschreibung, dieses Mal EKD-weit, Bewerbungsschluss war am 20. November. „Nun wird gesichtet“, heißt es aus der Pressestelle der Landeskirche. Demnach gibt es mehr als eine Bewerbung, doch mehr dringt nicht nach außen.

Spagat mit zwei Stellen

Belastet die Situation, zumal auch in Boitzenburg eine Fusion ansteht? Als gewählter Superintendent-Stellvertreter seit 2016 kenne er sich ein wenig aus, meint Zobel, „aber es ist ein Spagat mit zwei Stellen, da geht nur das Nötigste“. Zum Beispiel Haushalts- und Stellenplan – „darüber kann man sich wunderbar streiten“. Oder diverse Unterschriften, für die er mindestens wöchentlich nach Prenzlau kommt. Dort, in der Friedrichstraße 40, befindet sich in einem von der Diakonie genutzten unscheinbar wirkenden Haus neben der Kirche nicht nur der Jugendkeller, sondern auch das Büro der Superintendentur.

Martin Zobel, stellvertretender Superintendent im Kirchenkreis Uckermark
Martin Zobel, stellvertretender Superintendent im Kirchenkreis UckermarkKatharina Körting

Die Sekretärin Silke Wiezorek, die zu 50 Prozent für den Kirchenkreis und zu 50 Prozent für die Prenzlauer Gemeinde zuständig ist, steht zur Verfügung. „Sie weiß alles“, sagt Zobel. Zum Nötigsten gehören auch die Gremien: monatlich Kreiskirchenrat, Pfarr- und Ephorenkonvent, Verwaltungsrat, die Vorschlagskommission zur Superintendenten-Wahl und Strukturtreffen im Sprengel Potsdam.

Ein Kandidat zog zurück

Als Zobel im August zusagte, sich stellvertretend zu kümmern, schien ein Nachfolger vor der Tür zu stehen. Auf die erste Ausschreibung im Juni hatte sich der Beeskower Pfarrer Frank Städler beworben. Am 17. September stellte er sich in einem Gottesdienst vor. Doch kurz vor der Herbstsynode, die ihn hätte wählen sollen, zog er sich „überraschend“ zurück, „aus persönlichen Gründen“, hieß es in einer Pressemitteilung. Am Telefon sagt Städler: „Es passte nicht.“

Bedingungen sind ideal

Auf den Neuen in der Uckermark wird laut Ausschreibung „eine Kreispfarrstelle mit 100 Prozent übertragen“ – mehr als die vorherigen 75 Prozent. „Er oder sie soll stärker in den Kirchenkreis hineinwirken und präsent sein“, wünscht sich Zobel. Der Kirchenkreis hat 10 Pfarrämter mit 14 Gemeinden oder Gesamtkirchengemeinden. Als Unterkunft steht ein schönes Einfamilienhaus nahe dem Unteruckersee in Prenzlau zur Verfügung. Von diesem größten der vielen malerischen Uckermärkischen Seen fließt die Ucker in Richtung Stettiner Haff. Bis wieder jemand in die Dienstwohnung einzieht, regiert das Provisorium. „Die Grenzen verschieben sich, vieles ist im Fluss“, sagt Zobel, aber er sei zuversichtlich. Ein Vorschlag zur Leitung im Team fand zwar 2022 – noch? – keine Mehrheit, doch Zobel erhält Unterstützung von der Schwedter Pfarrerin Christa Zepke. Die Kreissynode vom 18. November hat sie ihm als Stellvertreterin beigesellt. Auch die Präses Sophie Ludwig, zugleich Pfarrerin in Prenzlau, sei eine große Hilfe. Er hofft, dass die Stelle bis zur Frühjahrssynode im April 2024 besetzt ist, „und zwar mit einer kompetenten Person, die auf die Leute zugeht. Damit kann man schon eine Menge regeln“.