In der Debatte über die Fahrtauglichkeit älterer Autofahrer spricht sich der TÜV für regelmäßige Feedbackfahrten für über 75-Jährige aus. “Für ältere Menschen bedeutet der Führerschein, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Mit zunehmendem Alter treten jedoch körperliche und kognitive Beeinträchtigungen auf, die sich auf die Fahrkompetenz auswirken”, erklärte Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug & Mobilität beim TÜV-Verband, am Freitag in Berlin. Feedbackfahrten böten älteren Fahrern die Möglichkeit, ihr Wissen aufzufrischen und sich mit neuen Entwicklungen vertraut zu machen. Die Fahrten könnten das Selbstbewusstsein älterer Fahrer stärken.
Ein Vorschlag der EU-Kommission in der geplanten neuen Führerscheinrichtlinie erregt derzeit die Gemüter. Demnach soll die Fahrtauglichkeit von Seniorinnen und Senioren regelmäßig überprüft werden. Das Thema wurde auch zum Abschluss des 62. Verkehrsgerichtstags in Goslar kontrovers diskutiert. Das EU-Parlament wird voraussichtlich im Februar über die Reform der europäischen Führerscheinrichtlinie entscheiden.
Der TÜV forderte eine sachliche Debatte. “Es gibt keinen Grund, verbindliche ‘Zwangsuntersuchungen’ der geistigen und körperlichen Mindestanforderungen für ältere Pkw-Fahrer einzuführen. Ebenso wenig ist es zielführend, keine Maßnahmen für eine sichere Verkehrsteilnahme im Alter zu ergreifen”, erklärte der Verband.
Die Unfallstatistik zeige, dass ältere Autofahrer zwar seltener als der Durchschnitt der Bevölkerung in Unfälle verwickelt seien. “Ist das aber der Fall, sind sie überdurchschnittlich häufig die Hauptverursacher. Bei den über 65-Jährigen ist das bei gut zwei Drittel der Unfälle der Fall (68 Prozent) und bei den über 75-Jährigen sogar bei 76 Prozent der Unfälle.”