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Tübinger Leopold Lucas-Preis für Corine Pelluchon

Die französische Philosophin Corine Pelluchon erhält am Dienstagabend den Dr. Leopold Lucas-Preis der Evangelischen Fakultät der Universität Tübingen. Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt laut Universität ihre Beiträge zu Fragen des Tierwohls, der Klimakrise und der Stärkung der pluralistischen Demokratie.

Laut Pelluchon haben sowohl Demokratiefeindlichkeit und Faschismus als auch die Umweltzerstörung eine gemeinsame Ursache. „Die Kultur des Todes, die sich auch in Gewalt gegenüber anderen Lebewesen manifestiert“, sagte die Professorin für politische Philosophie und angewandte Ethik an der Université Gustave Eiffel in Paris am Dienstag bei der Pressekonferenz anlässlich der Verleihung des Preises. Zu den Wesenszügen des Menschseins gehöre der Versuch, die eigene Sterblichkeit zu verleugnen. „Die Kosten der Verleugnung des Todes sind jedoch enorm“, sagte Pelluchon und bezeichnete „Konsumsucht, Polarisierung und Nationalismus“ als Abwehrstrategien gegen die menschliche Sterblichkeit.

Birgit Weyel, Dekanin der Evangelisch-Theologischen Fakultät, lobte, dass Corine Pelluchon zugleich grundlegende philosophische Fragen behandle und konkrete politische Vorschläge formuliere: „Ein neues Miteinander von Menschen und Tieren ist auch im Blick auf die Zukunft eine ganz entscheidende Frage.“ Alle Forderungen der Philosophin seien mit einer pluralistischen Demokratie vereinbar. „In einer Demokratie kann man nicht einfach den Veganismus durchsetzen“, ergänzte Pelluchon, „aber man kann Kompromisse finden.“

Den mit 20.000 Euro dotierten Dr. Leopold Lucas-Preis für Nachwuchswissenschaftler erhält der Philosoph Bahadir Eker. Mit seiner Dissertation lege er „einen hoch originellen und anspruchsvollen Beitrag zur komplexen Debatte über die Metaphysik der Zeit vor“, erklärte die Jury in einer Pressemitteilung.

Der Dr. Leopold Lucas-Preis würdigt hervorragende Leistungen auf den Gebieten der Theologie, Geistesgeschichte, Geschichtsforschung und Philosophie. Die Auszeichnung wurde gestiftet vom Sohn des 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordeten jüdischen Gelehrten und Rabbiners Leopold Lucas.

Unter den bisherigen Preisträgern sind der jüdische Gelehrte Schalom Ben-Chorin (1913-1999), der katholische Theologe Karl Rahner (1904-1984), der Philosoph Karl Popper (1902-1994), der israelische Historiker Moshe Zimmermann, der Dalai Lama sowie die früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (1920-2015) und Joachim Gauck. Verliehen wird die Auszeichnung von der Evangelisch-Theologischen Fakultät Tübingen, gemeinsam mit der Universität und dem Universitätsbund. (1097/13.05.2025)