Die Technische Universität München (TUM) hat eine neue Ethikkommission eigens für technische und gesellschaftliche Fragestellungen in der Forschung eingerichtet. Jeder sechste Antrag an die Ethikkommission drehe sich nicht mehr ausschließlich um medizinische Fragestellungen, sondern um Themen wie Mensch-Technik-Interaktion, Künstliche Intelligenz, Datenschutz oder Persönlichkeitsrechte, teilte die TUM am Dienstag mit.
Bislang habe sich die medizinische Ethikkommission um solche Fragen gekümmert. Doch es würden von Jahr zu Jahr mehr. „Etwa 150 der 850 Anträge im Jahr 2023 hatten mit medizinischen Fragestellungen nichts mehr zu tun“, teilte die TUM mit. Die bis zu zehn stimmberechtigten Mitglieder der neuen Ethikkommission kommen aus unterschiedlichen Bereichen der TUM, etwa aus dem Management oder den Sozial-, Natur- und Ingenieurwissenschaften.
Themen seien etwa, inwieweit sich Instagram-Nutzer der Existenz und Funktionsweise von KI-Algorithmen bewusst seien. Immer, wenn Menschen Gegenstand der Forschung sind, sei ein Ethikvotum nötig. „Es geht uns vor allem darum zu prüfen, ob ein Versuch unter dem Gesichtspunkt der guten wissenschaftlichen Praxis sauber durchgeführt wird“, sagte der Leiter der neuen Ethikkommission, Klaus Bengler von der School of Engineering and Design.
Als weitere Beispiele nannte Bengler das autonome Fahren, Datenschutz und Persönlichkeitsrechte, persönliche Daten, die in der KI dafür genutzt werden, um Algorithmen zu trainieren oder Umfragen im sozialwissenschaftlichen Bereich, bei denen personenbezogene Daten erhoben werden. Dabei beschäftige sich die Ethikkommission mit konkreten Einzelprojekten. Durchschnittlich dauere es 4,5 Tage, bis die Ethikkommission auf einen neuen Antrag reagiert. (00/0912/19.03.2024)