Wo war noch gleich das Badezimmer? Und wer ist der Fremde im Flurspiegel? Demenzerkrankte finden sich im eigenen Haushalt oft nicht mehr zurecht. Dabei lässt sich die Wohnung schon mit wenigen Tricks sicherer gestalten.
Viele Menschen wollen zu Hause alt werden. Doch mit zunehmendem Alter leiden sie oft unter körperlichen Einschränkungen. Die Wohnräume sind nicht immer an ihre Bedürfnisse angepasst. Besonders für Demenzkranke können Alltagsaufgaben zur Herausforderung werden: Betroffene haben meistens Schwierigkeiten mit dem Kurzzeitgedächtnis.
“Manche vergessen, dass der Herd an ist und die Suppe verbrennt”, sagt Anna Jannes, Leiterin des Demenz-Kompetenzzentrums Schleswig-Holstein. “Andere fühlen sich räumlich und zeitlich desorientiert.”
Zudem sind ältere Menschen oft isoliert. Laut Statistischem Bundesamt lebten im Jahr 2022 rund sechs Millionen Menschen in Deutschland ab einem Alter von über 64 Jahren allein. Jüngere Angehörige wohnten meistens räumlich getrennt, oft in einer anderen Stadt. Im Haushalt der Betroffenen können sie deshalb oft nur schwer helfen. Demenzerkrankte aber benötigen meistens besondere Fürsorge.
Und der Bedarf steigt immer weiter an: Etwa 1,8 Millionen Menschen in Deutschland sind dement. Nach Informationen des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend wird die Zahl bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf 2,8 Millionen anwachsen.
Jannes empfiehlt, die Wohnräume von Betroffenen demenzgerecht umzugestalten. Schon mit einfachen Mitteln ließen sich Gefahrenherde vermeiden: Stolperfallen wie Teppiche kann man bei Bedarf entfernen. Zur besseren Orientierung lassen sich Türen und Schränke beschriften. Damit Portemonnaie oder Haustürschlüssel nicht verloren gehen, kann man sie mit einem Schlüsselfinder ausstatten. “Auch für den Herd in der Küche gibt es einige technische Möglichkeiten”, sagt Jannes. “Einige schalten sich selbst aus, wenn etwas anbrennt, andere verfügen über eine Zeitschaltuhr.”
Für Betroffene, Angehörige und Angestellte im Pflegebereich hat das Demenz-Kompetenzzentrum inzwischen eine eigene Musterwohnung im schleswig-holsteinischen Norderstedt konzipiert. Gruppen oder Einzelpersonen können das Modell nach Terminabsprache entweder in einer persönlichen Führung besuchen oder per Onlinerundgang von zu Hause besichtigen.
Die Wohnung besteht aus einem Wohnzimmer, Küche, Bad und Schlafzimmer. An einer Tür kleben Symbole für die Toilette. Über dem Bett liegt ein Babyphon. Der Spiegel im Flur ist mit einem Tuch bedeckt. “Menschen mit Demenz erkennen sich im Spiegel oft nicht selbst wieder”, sagt Jannes. “Der Anblick kann deshalb Angst auslösen. Manche Betroffene glauben, dass ein Fremder in die Wohnung eingedrungen ist.”
Die Pflegekasse belohnt Maßnahmen zur Umgestaltung in der häuslichen Pflege: Je nach Pflegestufe sind bis zu 4.000 Euro als Zuschuss möglich. Die Umgestaltung bedarf dabei oft der Vorbereitung, da Demenzkranke sich nur schwer umgewöhnen können. “Angehörige sollten an der Wohnung deshalb nicht alles ändern”, sagt Jannes. “Demenzkranke sollten sich immer noch zu Hause fühlen.”
Betroffene geben ihre Unabhängigkeit oft ungern auf. Um sie von neuen technischen Geräten zu überzeugen, solle man deshalb besser nicht mit der Krankheit argumentieren, so Jannes. “Sagen Sie zum Beispiel, mit dem neuen Wasserkocher lasse sich Energie sparen. Drängen Sie Erkrankten nichts auf, sondern bieten Sie neue Utensilien nur an – um sie gegebenenfalls auch wieder zurückzunehmen.”