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Trost in der Tiefe

Über den Predigttext am Sonntag Lätare: 2. Korinther 1,3–7

Alexander Kröger

Predigttext
3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, 4 der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. 5 Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. 6 Haben wir aber Trübsal, so geschieht es euch zu Trost und Heil. Haben wir Trost, so geschieht es zu eurem Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. 7 Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben.

In der Schule habe ich mit Schülerinnen und Schülern der Oberstufe eine Einheit zum Thema „Gott“ begonnen. Ich wollte wissen, was die Jugendlichen darunter verstehen, wenn sie „Gott“ sagen.
Natürlich ahnen Schülerinnen und Schüler oft, was ein Lehrer oder eine Lehrerin hören will. Manche halten sich mit ihrer Meinung zurück. Aber die meisten sagen, was sie denken. Die Begriffe Hilfe, Vertrauen und Gebet waren den Schülerinnen und Schülern wichtig. Ganz oft wurde Hoffnung genannt.
Mit Hoffnung haben sie vermutlich ausgedrückt, dass es Situationen gibt, in denen sie etwas erwarten: dass da jemand ist, dass da jemand zuhört. Aber vielleicht umschreibt dieses Wort auch, was sie erfahren haben: dass etwas gut geworden ist, dass jemand zugehört hat, dass man nicht allein war. Solche Erfahrungen sind wichtig. Sie können trösten.

Die Erfahrung des Trostes weitergeben

Getröstet werden ist wichtig. Der Apostel Paulus schreibt davon in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth. Paulus schreibt von der Hoffnung auf Trost. Er schreibt aber auch von der Erfahrung, getröstet worden zu sein. Und diese Erfahrung möchte er weitergeben an die Christen in Korinth.
Geht das? Kann man einfach so an andere weitergeben, dass man getröstet worden ist? Ich glaube, dass das möglich ist. Es ist aber nicht „einfach“. Wenn Trost trösten soll, dann geht er den Dingen auf den Grund. Wenn Trost helfen soll, dann bleibt er nicht oberflächlich, dann geht er sozusagen mit in den „Untergrund“.
Die Schülerinnen und Schüler erzählen manchmal von eigenen Erfahrungen von dem, was sie hoffen, oder von dem, was sie getröstet hat – wenngleich der Begriff Trost nicht mehr so oft benutzt wird. Für die Jugendlichen heißt Trost: wenn andere da sind und zuhören, wenn man sich mit jemandem trifft und nicht allein ist, wenn die Eltern versuchen zu verstehen – das kann trösten.
Paulus findet Trost beim „Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal“. Er hat schlimme Dinge erlebt, wie er an anderer Stelle in seinem Brief schreibt. Er nennt hier noch keine Einzelheiten. Aber er hatte Todesangst. Er hat gedacht, es geht zu Ende.
Paulus gibt hier eine sehr persönliche Erfahrung weiter. Er war ängstlich und verzagt. Er war ganz unten und hat gelitten. Hier, ganz unten, hat Gott ihn getragen. Das hat er erlebt. Das ist sein Trost.
Gott war bei ihm. Vielleicht hat er Gott seine Ängste sagen können. Vielleicht hat er beten können. Vielleicht war da ein anderer, der ihn an der Hand gehalten hat.
Dieser Trost hat etwas in ihm bewegt. Die Angst – sie war fort. Wie ein schwerer Stein, der weggerollt wurde.
In den Evangelien wird erzählt, dass Frauen nach Jesu Tod zu seinem Grab gehen. Sie wollen ihn salben. Sie sind verwirrt, haben Angst, fragen sich, wie es nun weitergehen soll. Zunächst überlegen sie jedoch, wie sie den Stein, der vor dem Grab liegt, fortbekommen. Der Stein ist schwer.

Ein Trost, der Menschen ernst nimmt

Als sie zum Grab kommen, ist der Stein weggerollt. Eine kleine Sorge weniger. Der weggerollte Stein kann ihnen nicht all ihre Ängste nehmen. Aber er ist ein Zeichen. Er zeigt, dass etwas bewegt wird, dass es weitergeht. Er spendet Trost.
Paulus wollte keinen „einfachen“ Trost. Wenn es darauf ankommt, wollen Menschen einen Trost, der sie ernst nimmt. Dann muss es ein Trost sein, der weiß, warum man weint oder warum man Angst hat.
Vom Trost kann man nicht nur sprechen. Man muss ihn selbst und konkret erfahren. Aber man darf die Hoffnung darauf nicht verlieren. Es gibt einen Trost beim „Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal“.