Artikel teilen:

Triegel-Altarbild in sächsischer Klosterkirche enthüllt

Mit einem feierlichen Gottesdienst ist am Freitagabend im sächsischen Kloster Wechselburg ein Altargemälde des Leipziger Künstlers Michael Triegel übergeben worden. Das Gemälde zeigt die Philosophin, Frauenrechtlerin und Ordensfrau Edith Stein (1891-1942), die von den Nationalsozialisten verfolgt und 1942 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet wurde. Der als „Papstmaler“ bekannt gewordene Triegel sagte: „Stein ist eine Frau, die uns etwas zu sagen hat.“ Das sei wichtig, gerade auch mit Blick auf Debatten in der katholischen Kirche.

Triegel schuf das Werk für die Wechselburger Klosterkirche in etwa einem halben Jahr in seinem Atelier in Leipzig. Das Bild zeigt Edith Stein neben dem gekreuzigten Jesus Christus, der aber nur noch an den Füßen festgenagelt ist. Seine Arme sind vom Kreuz losgelöst und ausgebreitet. Der Maler sagte dazu: Stein stehe unter dem Segen Jesu.

Das Triegel-Gemälde hat seinen Platz über dem Altar einer Seitenkapelle der romanischen Klosterkirche gefunden. Stein war jüdischer Herkunft und zum Christentum konvertiert. Der Leipziger Maler nutzte für das Altarbild nach eigenen Angaben die Technik der Alten Meister. Wie in anderen seiner Werke sehen die Gesichter und Körper der Dargestellten modern und zeitgemäß aus. Er wolle Menschen malen, „denen man begegnen könnte“, sagte er.

Für die Jesusfigur habe ihm ein junger Mann aus dem Bekanntenkreis Modell gestanden. Stein habe er nach Fotos gemalt und versucht, daraus „etwas Lebendiges zu machen“. Der Künstler betonte auch, dass jeder Betrachter und jede Betrachterin eine eigene Interpretation finden solle. „Kunst ist in erster Linie dazu da, Fragen zu stellen“, sagte Triegel, der sich 2014 in der Dresdner Kathedrale katholisch taufen ließ.

Als Ordensfrau Teresia Benedicta vom Kreuz der „Unbeschuhten Karmelitinnen“ galt Stein als Mittlerin zwischen den Religionen. In der katholischen Kirche wird sie als Märtyrerin verehrt. Papst Johannes Paul II. (1920-2005) hatte sie 1998 heiliggesprochen.

Während des Gottesdienstes am Freitagabend segnete der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, das neue Altarbild. Mehrere hundert Menschen nahmen an der Enthüllung teil. Timmerevers betonte: „Im Werk Michael Tríegels treten Kunst und Glaube auf einzigartige Weise in einen Dialog.“ Das Gemälde zeige Symbolkraft und Detailreichtum, die zu immer neuen Entdeckungen einladen.

Die Wechselburger Kirchgemeinde gehört zur katholischen Pfarrei Limbach-Oberfrohna, die als Patronat den Namen Edith Stein trägt. Im Kloster Wechselburg leben seit 1993 Benediktinermönche. Der Prior des Klosters, Pater Maurus Kraß, hatte die Idee, Triegel mit dem Altargemälde zu beauftragen. Finanziert wurde es ihm zufolge aus Privatspenden. Zur Höhe des Kaufpreises wurden keine Angaben gemacht.

Der 56-jährige Triegel orientiert sich stilistisch an den Gemälden der italienischen Renaissance und des Manierismus. 2010 hatte er Papst Benedikt XVI. (1927-2022) gemalt. Ein Triegel-Bild als Ergänzung für den Cranach-Altar im Naumburger Dom hatte 2022 für heftige Debatten gesorgt.