Trauer um eine linke Galionsfigur in Lateinamerika: Uruguays Ex-Präsident und Guerillakämpfer José „Pepe“ Mujica ist tot. Er starb im Alter von 89 Jahren, wenige Tage vor seinem Geburtstag. Zuletzt war er schwer an Speiseröhrenkrebs erkrankt. „Wir werden dich vermissen, lieber alter Mann“, schrieb der amtierende Staatschef des südamerikanischen Landes, Yamundu Orsi, am Dienstag (Ortszeit) auf der Internetplattform X.
In den 1960er und -70er Jahren war Mujica Mitglied der Stadtguerilla „Movimiento de Liberación Nacional – Tupamaros“ und saß von 1972 bis 1985 in politischer Gefangenschaft. Nach dem Ende der Militärdiktatur im Jahr seiner Freilassung wurde er 1994 für das Linksbündnis „Frente Amplio“ zuerst Abgeordneter, später Minister und schließlich von 2010 bis 2015 Präsident.
International bekannt wurde der am 20. Mai 1935 in einfachen Verhältnissen geborene Mujica für seine Bescheidenheit. Als Präsident spendete er einen Großteil seines Gehalts und halbierte die Zahl der Armen in Uruguay – von 18,5 auf 9,7 Prozent der Bevölkerung. 2012 war Uruguay nach Kuba und Guyana das dritte Land Lateinamerikas, das Schwangerschaftsabbrüche legalisierte. Im Gegensatz zu vielen seiner linksgerichteten Amtskollegen in Lateinamerika verzichtete Mujica darauf, seine Präsidentschaft auszudehnen.
Brasiliens Präsident Ignacio „Lula“ da Silva äußerte sich bestürzt über den Tod Mujicas. In einem am Mittwoch auf X veröffentlichten Videomitschnitt würdigte Lula den Politiker als eine wichtige Person für die Demokratie, progressive Gesellschaften und die Linke: „Ein Musterbeispiel eines Menschen“, sagte Lula.
Der chilenische Präsident Gabriel Boric schrieb auf Instagram: „Danke für dein Leben und deine Lehren. Dich zu vergessen, ist unmöglich.“
Die Regierung Uruguays verhängte bis Freitag offiziell Staatstrauer. Am Mittwochmorgen (Ortszeit) begann in der Hauptstadt Montevideo laut Medienberichten ein Trauerzug. Am Nachmittag sollte der Leichnam zur Totenwache im Parlament aufgebahrt werden. Es werden tausende Besucherinnen und Besucher erwartet.