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Trauer in Aschaffenburg – Bayerische Politiker kritisieren Bund

Zwei Tote, mehrere Verletzte: Nach der Bluttat in Aschaffenburg kritisieren bayerische Spitzenpolitiker vor allem die Bundesregierung. Der örtliche Oberbürgermeister ruft währenddessen zu Besonnenheit auf.

Die Tötung eines Kindergartenkindes und eines Passanten in Aschaffenburg ist für Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine Folge der Migrationspolitik der Bundesregierung. Es sei überfällig, dass sich in Deutschland etwas ändere, sagte er am Mittag bei einer Pressekonferenz in München. “Meiner Überzeugung nach deutet sich hier das erste Mal eine Zeitenwende an”, erklärte Söder. Eine neue Bundesregierung werde alte Fehler korrigieren. Die Leitlinie müsse lauten: “Weniger ins Land, viele raus aus dem Land.”

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kritisierte, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) nach insgesamt zwei Jahren Aufenthalt noch nicht über den Asylantrag des Mannes entschieden habe. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) empfahl er, sich mit seinen Behörden zu beschäftigen, da die politische Verantwortung für das Bamf beim Bundesinnenministerium liege. Zu den Kindern der betroffenen Kita in Aschaffenburg erklärte er, sie und die anderen Augenzeugen würden schon seit Mittwoch psychisch betreut.

Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) hatte bereits am Morgen dazu aufgerufen, trotz der Ereignisse besonnen zu bleiben. “Wir alle sind entsetzt über diese Tat mitten unter uns”, sagte der Politiker bei einer Kranzniederlegung am Tatort. Dennoch dürfe die Tat eines Einzelnen niemals einer ganzen Bevölkerungsgruppe angerechnet werden. Herzing mahnte Zusammenhalt an, damit keine Spirale von Hass und Gewalt entstehe.

Der Politiker erklärte weiter, er sei selbst seit 50 Jahren bei der Feuerwehr und habe schon viele schlimme Dinge gesehen. Noch nie habe ihn eine Tat aber so berührt und aufgewühlt wie diese. “Ich fühle, als wäre mein eigenes Kind gestorben, mein Bruder gestorben oder verletzt worden”, sagte der Politiker. Vielen anderen gehe es vermutlich ähnlich.

Bei dem Messerangriff soll ein 28-jähriger Afghane am Mittwochmittag einen zweijährigen Jungen marokkanischer Herkunft und einen 41 Jahre alten Passanten mit einem Küchenmesser getötet haben. Den Ermittlern zufolge war der Mann zuvor mindestens dreimal wegen Gewalttaten aufgefallen und mehrfach psychiatrisch behandelt worden. Im Dezember hatte das Amtsgericht seine gesetzliche Betreuung angeordnet.

Hinweise auf eine radikale Gesinnung des Tatverdächtigen gibt es nach Polizeiangaben bisher nicht. Eine Durchsuchung an seiner Wohnanschrift habe vielmehr neue Erkenntnisse zur psychischen Erkrankung des Mannes gebracht. Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften verurteilten die Tat, der Würzburger Bischof Franz Jung rief zum Gebet auf.

Laut derzeitiger Erkenntnis war der Tatverdächtige Ende 2022 nach Deutschland eingereist und hatte Anfang 2023 einen Asylantrag gestellt. Daraufhin habe es ein Dublin-Verfahren gegeben, das aber nicht rechtzeitig abgeschlossen worden sei. Deshalb habe ein normales Asylverfahren begonnen. Im Dezember 2024 habe der Mann schriftlich bei der Ausländerbehörde angekündigt, freiwillig auszureisen. Daraufhin habe ihn das Bamf zur Ausreise aufgefordert und sein Asylverfahren eingestellt.

Ein zweijähriges syrisches Mädchen, ein 72-jähriger deutscher Mann und eine 59-jährige Erzieherin wurden nach Polizeiangaben bei dem Angriff zum Teil schwer verletzt. Nach aktuellen Informationen befinden sie sich außer Lebensgefahr.