Er war der “Jedermann” in Salzburg, spielte im Fernsehen Kommissare sowie Persönlichkeiten wie Ludwig van Beethoven und Luis Trenker. Die aktuellen politischen Entwicklungen beobachtet der Österreicher mit Sorge.
Tobias Moretti (65), österreichischer Schauspieler, hat auf Nachfrage der “Süddeutschen Zeitung” (Mittwoch) eine kurze Analyse zu den gegenwärtigen Verhältnissen geliefert. “Was die gesellschaftlichen Entwicklungen angeht, erleben wir zurzeit in ganz Europa und darüber hinaus ein Driften in die Extreme, jenseits aller Kultur, und es scheint, als kann im Moment niemand voraussehen, wohin die Reise gehen wird.” Das hinterlasse eine schreckliche Apathie.
Damit so etwas wie eine Zivilgesellschaft nicht verloren gehe, müsse sowohl in Österreich wie auch in Deutschland, jenseits von einzementierten Ideologien, wieder so etwas wie eine Schnittmenge von Kultur, Lebenskultur und Perspektiven zurückgewonnen werden. Es gehe darum, eine Vorstellung davon zu haben, “in was für einer Gesellschaft wir leben wollen”.
In München gestaltet Moretti mit seiner Frau, einer Oboistin, und dem Ensemble “wood sounds” am 1. Februar einen Abend mit Auszügen aus dem Werk Shakespeares und Musik aus dieser Zeit. “Egal ob Lyrik, Komödie oder Tragödie: Eigentlich ist jede Zeile von Shakespeare immer dramatisch”, sagte der Künstler in dem Interview. Welche Karte man auch bei diesem Genie ziehe, es treffe in das Mark der menschlichen Existenz. Dazu sprengten seine Figuren jeden Rahmen, sie seien immer auf die Spitze getrieben, in ihrem Überschwang, ihrem Schrecken, ihrem Abgrund, ihrem Glück.