Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele (Grüne) sieht große Chancen für den ländlichen Raum durch den Ausbau der Windkraft im Land. Dem Landtag liege ein Gesetz vor, das alle umliegenden Kommunen finanziell am Betrieb der Anlagen beteiligen wolle, sagte der Grünen-Politiker dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es gebe Landkreise in anderen Bundesländern, die ihre Einnahmen auf diese Weise enorm erhöht hätten.
Mit dem Geld lasse sich für die ländliche Infrastruktur vieles modernisieren und verbessern, etwa Kindergärten, Straßen, Schulen oder Gemeindesäle. „Das ist eine Chance, die sich die Kommunen nicht entgehen lassen sollten“, sagte Stengele.
Zugleich appellierte er an die Landtagsopposition, sich dem Ausbau der Windkraft im Wald nicht länger zu verschließen. „Auch ich brauche keine Windkraft, wo gesunder Wald steht“, sagte der Minister. Es müsse aber etwa über Flächen geredet werden, die durch den Borkenkäfer zerstört wurden. „Hier wird der Waldbesitzer auch in den kommenden 70 Jahren keinen Euro verdienen“, sagte Stengele. Aber er habe weiter laufende Kosten. Windräder an solchen Standorten könnten Einnahmen für die Aufforstung generieren oder im Thüringenforst Stellen sichern.
Stengele verurteilte Horrorszenarien, mit denen Windkraftgegner die Bevölkerung verunsicherten. Da werde etwa behauptet, Windkraft gefährde massiv die Gesundheit der Anrainer. Dafür gebe es keine wissenschaftlichen Belege. Im Umweltministerium arbeiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht alle Grüne wählten. Deren Privatmeinungen könnten auch von der des Ministers abweichen. „Aber sie sind die Experten“, sagte Stengele: „Und keiner von ihnen hat mir auch nur eine glaubwürdige Studie vorgelegt, das Windkraft der Gesundheit schadet.“
Ein nachvollziehbares Argument sei indes jenes der Landschaftsverschandelung. Aber um geeignete Flächen zu finden, gebe es einen Abwägungsprozess mit umfangreichen Beteiligungsrechten. Hieran könne und solle sich jeder Anrainer beteiligen. An dem Ausbauziel von zwei Prozent der Landesfläche für Windvorranggebiete führe kein Weg vorbei. Und diese Technik sei nun einmal unglaublich leistungsstark. „Ein Hektar Wald speichert etwa zwölf Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ein. Zwei Windräder auf einer ähnlich großen Fläche liefern Energie, für die bei der Verfeuerung von fossiler Energie 6.000 Tonnen Kohlendioxid anfielen“, sagte Stengele.