Der Modern-Talking-Sänger Thomas Anders ist so oft wie kein anderer nichtrussischer Künstler im Kreml aufgetreten. Solange Putin an der Macht ist, will er Russland aber meiden, sagt er.
Der Musiker Thomas Anders hat anlässlich des 40. Jubiläums der Band Modern Talking die ersten sechs Alben neu aufgenommen – ohne Dieter Bohlen. Im Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Dienstag) erklärte der Modern-Talking-Sänger, die Songs in einem “neuen, modernen Klangbild” präsentieren zu wollen, “ohne ihren ikonischen Charakter zu verlieren”. Der 62-jährige Anders tourt noch immer um die Welt. Mit der Band Modern-Talking war er in der 1980er Jahren erfolgreich, von 1998 bis 2003 gab es ein Comeback.
Laut Anders ist das Erfolgsgeheimnis der Modern-Talking-Hits ihre Eingängigkeit. Das sei ihm bewusst geworden, als er vor 20 Jahren seinen Sohn aus dem Kindergarten abgeholt habe. Zwei etwa vier Jahre alte Kinder hätten damals “Cheri Cheri Lady” gesungen. “Da wurde mir klar: Wenn kleine Kinder das mitsingen können, ohne zu wissen, was sie da singen, können das andere auch auf der Welt, egal, aus welchem Kulturkreis sie kommen, welche Sprache sie sprechen oder wie alt sie sind.”
Im Kern seien Lieder wie “Cheri Cheri Lady” oder “Brother Louie” Kinderlieder. Dieter Bohlen habe viel Zeit in die Wortwahl investiert. Seine große Leistung sei es gewesen, Begriffe zu finden, “die nicht nur gut klingen, sondern direkt Fantasien und Träume auslösen”. Worte wie “Lady”, “Atlantis” oder “Cadillac” etwa trügen eine universelle Bildsprache in sich, so Anders.
Anders, der mit den Modern-Talking-Hits auch in Russland ein gern gesehener Gast war, will nach eigenem Bekunden dort nicht mehr auftreten, “solange Putin noch das Sagen hat”. Das habe er zu Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 entschieden. Er hoffe, dass Europa stark genug werde, um dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem US-Präsidenten Donald Trump Paroli zu bieten. “Aber wenn dieser Frieden ein Diktatfrieden wird, kann ich nicht durch Russland touren und so tun, als wäre es Friede, Freude, Eierkuchen. Nein, es muss für mich ein wirklicher Neubeginn sein”, sagte er. Nach eigenen Angaben ist der Sänger in der Vergangenheit häufiger im Kreml aufgetreten als jeder andere nichtrussische Künstler: 13 Mal.