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Theologin in Karfreitagspredigt: Muskel der Gemeinschaft trainieren

Der Karfreitag erinnert laut der Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern an die Zusammengehörigkeit aller Menschen. Die evangelische Theologin forderte in ihrer Karfreitagspredigt in der Nürnberger Lorenzkirche die Menschen auf, „unseren Muskel der Gemeinschaft“ zu trainieren und die „Herzen füreinander zu öffnen“. Das könne „ein neues Miteinander stärken“ und den „Kräften des Unfriedens und der Entzweiung“ die Stirn bieten.

Bei seinem Tod am Kreuz habe Jesus die Menschen beauftragt, aufeinander zu achten, sagte die Regionalbischöfin laut Predigtmanuskript. Unter seinem Kreuz stünden Menschen, Schwestern und Brüder zusammen: „Wie sie aussehen, ist nicht wichtig, weder ihre Hautfarbe spielt eine Rolle, noch ihr Alter, noch ihre Kleider, noch ihr Einkommen.“ Sterbend tue Jesus das, was ihn immer ausgezeichnet habe: „Er stiftet Gemeinschaft.“

Seine Botschaft laute, dass sich alle, die in der Welt leiden oder an ihr irre würden, beistehen: „Alle, die mit Besorgnis und Fassungslosigkeit erleben, wie Autokraten im Osten und im Westen ihre Machtinteressen rücksichtslos durchsetzen, werte- und regelbasierte Ordnungen zerstören und dabei Partner und Alliierte vor den Kopf stoßen“, sagte die Theologin. Es sei entsetzlich, dass die Kriege in der Ukraine, im Gazastreifen und an so vielen Orten der Welt ungehemmt weitergingen.

In Deutschland wiederum wachse Unzufriedenheit und drohe eine Spaltung. Dagegenzuhalten koste Kraft. Sie schlug daher als „tägliches Warm-Up“ vor, für den Mitmenschen Mitverantwortung zu tragen und als „Dehnprogramm“, Empathie, Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft zu trainieren. Das Kreuz zeige die Dimensionen an, in denen die Menschen lebten, sagte Hann von Weyhern. Der senkrechte Stamm lenke den Blick empor zum Himmel. Der Querbalken aber weise die Blicke nach rechts und nach links. (1310/16.04.20)