Artikel teilen:

Theologen kritisieren CDU und Merz scharf

Aus Sicht von zwei Theologen behandelt die Union christliche Werte stiefmütterlich. Eine richtige Debatte gebe es darüber gar nicht mehr.

Die Theologen Stephan Anpalagan und Georg Essen haben die Union und CDU-Chef Friedrich Merz im Hinblick auf ihr Wahlprogramm scharf kritisiert. Dass arbeitende Familien mit niedrigem Einkommen weniger entlastet werden sollten als reiche Alleinstehende, sei ebenso wie die geplante Migrationspolitik, “nicht mit den christlichen Prinzipien von Nächstenliebe und Versöhnung vereinbar”, sagte der evangelische Theologe Anpalagan Ippen.Media (Samstag).

Bei der CDU interessiere sich “aktuell kaum jemand ernsthaft für christliche Werte”, sagte er. Man könne vieles kontrovers diskutieren, aber das passiere nicht. Auch Georg Essen, Professor für katholische Theologie an der Humboldt-Universität Berlin, vermisst diese Debatte. Er habe noch nie gesehen, dass die CDU damit ringe, was christliche Politik eigentlich bedeute. “Das finde ich wirklich problematisch.”

Stattdessen sieht Essen “eine Achsenverschiebung, eine Hinwendung zum Konservativen, und dafür ist Friedrich Merz besonders verantwortlich”. Die CDU stehe heute für Beibehaltung, also das Konservieren ein, sagt Anpalagan. “Das ist nicht das, was das Christentum verlangt”, nämlich gesellschaftlichen Frieden durch Veränderungen herbeizuschaffen. “Im Vergleich könnte man beinahe sagen, das Christentum ist deutlich progressiver als die CDU.”