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Theologen: Gewalt ist auch ein Thema in der Bibel

Frankfurt a.M./Bielefeld – Gewalt und Krieg sind nach Ansicht von evangelischen Theologen auch ein problematisches Thema in der Bibel. „Im Gegenüber zum Islam müssen wir viel deutlicher machen, dass Gewalt auch in der Bibel ein Thema ist“, sagte Jan Christian Gertz, Professor für Alttestamentliche Theologie in Heidelberg, bei einem Studientag der Evangelischen Akademie Frankfurt am Main. Die Tagung stand unter dem Eindruck der Pariser Terroranschläge. Im Alten Testament nähmen die Israeliten kriegerisch das Gelobte Land ein, sagte Gertz. Im Neuen Testament sei von „Heulen und Zähneklappern“ die Rede. „Das ist auch nicht friedfertig“, sagte der Theologe. Die Grundlagen des eigenen Glaubens müssten für die Gegenwart ausgelegt werden, forderte Gertz, und sei es, die Texte „als Mahnmal“ dafür zu verstehen, wohin Gewalt führe.
Frank Crüsemann, emeritierter Alttestamentler aus Bielefeld, beschrieb, wie in der Bibel Gewalt im Namen Gottes problematisiert wird. Im 1. Buch Könige erschlage der Prophet Elia alle Priester des fremden Gottes Baal. „Nirgendwo steht geschrieben, dass Gott diesen Massenmord befohlen hätte“, sagte Crüsemann. Elia gerate darüber in eine innere Krise. Daraufhin lasse Gott einen Sturm an seinem Propheten vorbeiziehen, dann ein Erdbeben, schließlich ein Feuer. Doch Gott sei in keiner dieser Naturgewalten. Er zeige sich in einem „stillen sanften Sausen“, heißt es in der Bibel. Damit werde die Geschichte der „leisen Stimme Gottes“ begonnen, sagte Crüsemann. epd