Israels einzig akzeptable Reaktion auf den Hamas-Terror ist nach Ansicht eines Ethik-Experten der Angriff auf militärische Ziele “mit einer glaubhaften und wirksamen Bemühung, Schaden von Zivilisten abzuhalten”. Neben Israels Recht auf Selbstverteidigung würde der Verzicht auf eine robuste Antwort im Nahen Osten als Schwäche ausgelegt, sagte der Theologe und Philosophen Godehard Brüntrup am Freitag dem Portal kirche-und-leben.de in Münster.
Nicht erlaubt sei es, “seinerseits – wie vorher die Hamas – Jagd auf Zivilisten zu machen, also mit gleicher Münze heimzuzahlen”, so Brüntrup weiter. Moralisch ebenso wenig erlaubt sei es, militärische Ziele ohne Rücksicht auf Kollateralschäden in der Zivilbevölkerung anzugreifen. Er zweifle aber daran, ob man in der gegenwärtigen Situation auf diese moralischen Unterscheidungen genügend Rücksicht nehmen wird.
Den Hintergrund des jüngsten Gewaltausbruchs sieht Brüntrup in aufgestautem Hass, ideologischer Indoktrination und religiösem Fanatismus. Die moralische Empörung der Palästinenser sei aus etlichen Gründen gerechtfertigt. Dazu zählten die Politik Israels ebenso wie die Unfähigkeit der palästinensischen Anführer zu Kompromiss und Frieden.
Viele in Palästina hätten gravierende und schmerzhafte Ungerechtigkeiten erfahren. “Das macht wütend und gewaltbereit”, so Brüntrup. Für eine Terrororganisation wie die Hamas, “die sich nicht nur die Vernichtung des Staates Israel, sondern die Ausrottung des jüdischen Volkes auf die Fahnen geschrieben hat, ist das ein fruchtbarer Boden”.
Aus diesem Dilemma gebe es keinen Ausweg, ohne Schuld auf sich zu laden. “Politiker, die gegenüber skrupellosen und hasserfüllten Terrororganisationen dem Rat Jesu folgen und noch die andere Wange hinhalten, liefern dadurch die Menschen ans Messer, die sie eigentlich schützen sollten”, so der Theologe.
Parallel zum entschiedenen militärischen Vorgehen gegen die Terroristen wünsche er sich internationale Kooperation, um Schutzräume für Zivilisten zu öffnen. Diesen Menschen stattdessen auf Dauer die Lebensgrundlagen zu entziehen, sei moralisch nicht zulässig, so Brüntrup.