Der Theologe Rene Dausner hat die katholische Theologie zu mehr Engagement gegen Antisemitismus und zu einer Belebung des christlich-jüdischen Gesprächs aufgefordert. Der an der Universität Hildesheim lehrende Experte für Systematische Theologie sprach angesichts des Terrors der Hamas am Samstag in Nürnberg von einer “neuen und ungeahnten Monstrosität des Antisemitismus”. Diese zeige sich nicht nur in und gegen Israel, sondern auch in Europa und nicht zuletzt in Deutschland.
Dausner rief dazu auf, die theologische Dialogforschung mit jüdischen Gesprächspartnern “zu revitalisieren”. Nach seiner Überzeugung ist ein adäquates Verständnis des christlichen Glaubenswissens ohne Auseinandersetzung mit dem Judentum, mit jüdischem Denken und jüdischen Denkerinnen und Denkern “nicht nur nicht sinnvoll, sondern auch nicht möglich”. Eine theologische Reflexion über die katholische Kirche stoße “unweigerlich und notwendig” auf das Judentum.
Dausner sagte weiter, Antisemitismus sei “nicht nur ein Angriff gegen Jüdinnen und Juden, sondern zugleich ein Angriff gegen die Menschlichkeit. Antisemitismus ist ein Angriff auch gegen uns.” Die Lektüre wichtiger Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) zeige die hohe Bedeutung der Befassung mit dem Judentum und des christlich-jüdischen Gesprächs.
Dausner gehört seit 2016 dem Gesprächskreis “Juden und Christen” des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) an. Er äußerte sich bei einem Studientag zur Entwicklung der katholischen Theologie, der aus Anlass des 85. Geburtstages des früheren Bonner Dogmatikers Josef Wohlmuth im Nürnberger Caritas-Pirckheimer-Haus stattfand. Daran beteiligten sich auch die Theologinnen und Theologen Magnus Striet (Freiburg), Annette Langner-Pitschmann (Frankfurt), Susanne Sandherr (München) und Erwin Dirscherl (Regensburg).