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Täter in Hessen-Nassau sind “überwiegend Pfarrpersonen”

Der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sind für die Zeit von 1945 bis 2020 insgesamt 45 Fälle und Verdachtsfälle von sexualisierter Gewalt von Erwachsenen an Minderjährigen bekannt. Nach aktuellem Kenntnisstand waren die Täter und Täterinnen sowie beschuldigten Personen „überwiegend Pfarrpersonen“, teilte die EKHN am Donnerstag in Darmstadt mit. Die Zahl dieser haupt- oder ehrenamtlich bei der EKHN Beschäftigten habe man dem Autorenteam der ForuM-Studie übermittelt.

Hintergrund ist die unabhängige, im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland erarbeitete Studie zur sexualisierten Gewalt in der Evangelischen Kirche und der Diakonie. Das Forscherteam, das seine Ergebnisse am Donnerstag in Hannover vorgestellt hat, geht von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern aus. In einer Hochrechnung, die mit „sehr großer Vorsicht“ betrachtet werden müsse, ergäbe sich eine Zahl von 9.355 Betroffenen bei geschätzt 3.497 Beschuldigten.

Seit 2010, als die Missbrauchsfälle am Canisius-Kolleg in Berlin und an der Odenwaldschule in Heppenheim bekannt wurden, ist die EKHN eigenen Angaben zufolge 87 Meldungen von sexualisierter Gewalt seit dem Kriegsende nachgegangen. Einige hätten als unbegründete Vorwürfe aufgeklärt werden könne, einige Täter und Täterinnen seien bereits verstorben gewesen. Insgesamt habe es 25 Strafverfahren gegen hauptamtliche oder ehrenamtliche Mitarbeiter gegeben, nicht alle sind abgeschlossen.