Pastorin Paul, Sie sind jetzt im Deutschen Frauenrat. Welche Akzente wollen Sie in diesem Gremium setzen, das auch über Gesetzesvorlagen der Bundesregierung berät?
Susanne Paul: Ich sehe meine Aufgabe darin, die Stimme der Kirche einzubringen und unsere feministisch-christliche Haltung deutlich zu machen. Es geht um die Menschenwürde und Gleichheit, es geht um Diskriminierung und die Perspektiven und Erfahrungen von Frauen insgesamt.
An welche Themen denken Sie?
Ein Beispiel ist die Care-Arbeit. Da sagen zwar viele, dass die Männer mittlerweile mit anpacken. Aber viele Frauen haben ein anderes Gefühl. Sie sagen, dass vor allem die Verantwortung für das Ganze nach wie vor bei ihnen hängen bleibt. Geteilte Verantwortung ist also ein wichtiges Thema. Schließlich geht es mir auch um die Vernetzung der evangelischen Frauen in Deutschland. In der Zusammenarbeit mit anderen Verbänden ergeben sich viele Möglichkeiten.
Sie sind auch im Präsidium des Dachverbands Evangelische Frauen in Deutschland. Wie stimmen Sie sich im Vorfeld ab? Was christlich ist, was die Perspektive der evangelischen Frauen ist – das ist nicht so ganz klar, oder?
In die Diskussion bringe ich meine Expertise als Pastorin für die Arbeit mit Frauen ein und habe dabei auch Diskussionsprozesse unserer Landeskirche im Blick. Eins der nächsten Themen im Frühjahr ist der Paragraph 218, über den der Deutsche Frauenrat im Sommer beraten wird. Die EKD hat zu diesem Thema bereits ein Papier gemacht. Wir sind uns einig, dass die Kriminalisierung von Frauen ein Ende haben muss.
Im Frauenrat sind viele Gruppierungen vertreten. Wo finden Sie dort Partnerinnen?
Das gehört mit zu den Herausforderungen wie in jedem demokratischen Gremium. Da geht es natürlich um Inhalte, aber auch um strategische Überlegungen und um das Ausloten von Kompromissen. Bündnisse sind wichtig, um unsere Positionen zu stärken.