DORTMUND – Der Kölner Armutsforscher Christoph Butterwegge warnt vor einer Verengung des Armutsbegriffs und einer weiteren Spaltung der Gesellschaft. „In einem reichen Land geht es aber auch um die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben“, sagte Butterwegge in Dortmund auf der Herbstkonferenz der Ruhrsuperintendenten. Die Vertreter der evangelischen Kirchenkreise und der Diakonie im Ruhrgebiet beschäftigten sich auf ihrer Tagung mit dem Thema „Armut im Schatten der Flüchtlingskrise“.
„Armut“ und „Flüchtlinge“ – um zwei aktuelle Themen und deren Verknüpfung kümmerten sich die Superintendenten des Ruhrgebiets auf ihrem Treffen. Gemeinsam mit Staatssekretär Wilhelm Schäffer vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales und Christoph Butterwegge, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Köln, diskutierten sie über die Auswirkungen der Flüchtlingsintegration auf die Bekämpfung der Armut.
Butterwegge warnte vor einer Verengung des Armutsbegriffs. Er befürchtet, dass künftig nur diejenigen als arm gelten, „die wie Flüchtlinge nur das besitzen, was sie am Leib tragen“. In einem reichen Land gehe es aber auch um die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben. „Und dazu braucht man Geld.“ Außerdem drohe eine „dauerhafte ethnische Unterschichtung der Gesellschaft“, wenn Geflüchtete eine schlecht bezahlte Arbeit annehmen müssten, „die ansonsten keiner machen will“.
Die Politik wolle nicht Flüchtlinge gegen einheimische Arme ausspielen, betonte Staatssekretär Schäffer. Deshalb werde es keine speziellen Programme für Flüchtlinge geben, sondern für alle armutsgefährdeten Menschen. In diesem Zusammenhang sprach sich Schäffer für die Stärkung der gesetzlichen Rente aus.
Auf ihrer Konferenz diskutierten die Superintendenten eine stärkere, auch trägerübergreifende Zusammenarbeit. Es sei bei der Tagung, so Michael Stache, Moderator der Superintendenten-Konferenz, darum gegangen, „im Engagement gegen Armut nicht nachzulassen. Die Krise ist schon seit Langem da. Sie kommt nicht erst durch die Flüchtlinge neu zu uns. Sie wird durch die Flüchtlinge auch nicht prekärer als sie sowieso schon ist.“
Der Konferenz der Ruhrsuperintendenten gehören 15 evangelische Kirchenkreise im Ruhrgebiet mit knapp 1,5 Millionen Gemeindegliedern an. Die Konferenz befasst sich seit mehr als 50 Jahren mit Fragen des Strukturwandels im Ruhrgebiet und fördert den Dialog mit Vertretern aus Politik, Kultur und Wirtschaft. RoS
Internet: www.evangelisch-im-ruhrgebiet.de.
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