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Suizidprävention: Die Telefonseelsorge nicht vergessen

In Deutschland nehmen sich jährlich 10.000 Menschen das Leben. Karl Lauterbach plant eine spezielle Notrufnummer. Doch die gibt es schon: Sie heißt Telefonseelsorge – und verdient mehr Unterstützung.

Die Telefonseelsorge ist eine vorwiegend ehrenamtlich betriebene Hilfseinrichtung zur telefonischen Beratung von Menschen mit Sorgen, Nöten und Krisen, die in vielen Ländern besteht
Die Telefonseelsorge ist eine vorwiegend ehrenamtlich betriebene Hilfseinrichtung zur telefonischen Beratung von Menschen mit Sorgen, Nöten und Krisen, die in vielen Ländern bestehtepd-Bild / Jens Schulze

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach muss das Rad nicht neu erfinden. Um Suizide zu verhindern, plant er eine zentrale Krisendienst-Notrufnummer. Diese soll Hilfesuchende an Hilfsangebote weitervermitteln. Auch ein telefonisches und Online-Beratungsangebot für Angehörige und Fachkräfte soll entstehen. Ein wichtiger in seiner Nationalen Suizidpräventionsstrategie, die er Anfang Mai vorstellte.

Hintergrund ist: Der Bundestag will Suizide verhindern. Dringend notwendig ist das, denn viele Menschen sterben durch Suizid. Im Jahr 2022 nahmen sich bundesweit 10.119 Menschen das Leben. Ein Anstieg um mehr als 9,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Laut Statistischem Bundesamt sind fast drei Viertel von ihnen über 50 Jahre, meist Männer. Alles, was hilft, Suizide zu verhindern, ist zu begrüßen. Manches ließe sich weitsichtiger planen.

Telefonseelsorge: Rückenwind vom Heiligen Geist

Denn so eine Notrufnummer gibt es schon – 0800/1110111 oder 222 bei der Telefonseelsorge. Die gut ausgebildeten ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger am Hörer vermitteln nicht nur weiter. Sie hören selbst zu und bieten ein Gespräch an. Sicher gibt es auch viele andere gute Angebote. Aber dieses Hilfenetz ist niedrigschwellig, kostenlos und für jeden jederzeit erreichbar. Die Telefonseelsorger werden gut aus- und ständig weitergebildet, auch in Suizidprävention. Es ist nur eines von vielen Themen, aber mancher hat am Telefon schon einen Suizid verhindern können. Das sind Glücksfälle mit Rückenwind vom Heiligen Geist.

Wenn es der Regierung ernst damit ist, Angebote der Suizidprävention besser zu fördern, ist ein Teil des Geldes gut aufgehoben bei den Tag und Nacht aufmerksam zuhörenden Frauen und Männern am Telefon. Und Unterstützung hat die Telefonseelsorge immer dringend nötig, um ihren Krisendienst rund um die Uhr aufrecht erhalten zu können. Die Aufgaben der Telefonseelsorge auszuweiten, sei ohne weitere finanzielle Mittel kaum möglich, sagte Helmut Ellensohn, Vorsitzender der Telefonseelsorge Deutschland, in einer ersten Stellungnahme. Bleibt zu hoffen, dass der Gesetzentwurf zur Suizidprävention, der bis zum 30. Juni stehen soll, auch für die Telefonseelsorge-Crew eine klar umrissene Förderung vorsieht.

Hier finden Sie Hilfe: 0800 1110111 oder auf der Website der Telefonseelsorge