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Studie zu Schulnamen: Montessori liegt vor Pestalozzi

Wissenschaftler der Universität Gießen haben in einer Studie erstmals umfassend die Namen der deutschen Schulen untersucht. Im Ranking der Top 10 liege Maria Montessori auf dem ersten Platz vor Johann Heinrich Pestalozzi auf Platz Zwei und den Geschwistern Scholl an dritter Stelle, berichtete das Team von der Arbeitsstelle Holocaustliteratur am Dienstag auf einer Pressekonferenz in der Gießener Sophie-Scholl-Schule. Die größte Gruppe der Namensgeber stellten Schriftsteller, gefolgt von Geistlichen und Heiligen sowie Politikern, erläuterte der Studienleiter Sascha Feuchert. Auf Platz vier liegt Astrid Lindgren. Dann folgen Albert Schweitzer, Maria, Erich Kästner, Goethe, Schiller und Martin von Tours.

Von den rund 30.000 Schulen in Deutschland hätten nur 40 Prozent einen Namensgeber. Namen seien „ein wichtiger Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur“ und „Fenster zur Geschichte“, sagte Feuchert. 350 der Namensgeber seien direkt mit dem Holocaust verbunden. 280 Opfer der NS-Herrschaft würden erinnert und gäben rund tausend Schulen einen Namen, was „nicht überbordend viel“ sei, betonte der Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur.

Bei Namensgebern im Zusammenhang mit dem NS-Widerstand stünden die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ um die Geschwister Scholl, Akteure des Attentats gegen Hitler am 20. Juli 1944 sowie kirchlicher Widerstand stark im Vordergrund. Der deutsche Widerstand sei „überproportional vorhanden“. Weniger als 20 Schulen trügen Namen jüdischer Widerständler. Das zeige, dass Juden vor allem als Opfer wahrgenommen werden.

Für einen „besorgniserregenden Befund“ halte er, dass nur ein Sechstel der Schulen Namen von Frauen tragen. 70 Schulen hätten Namen von Personen, die Mitglieder der NSDAP waren.

„Unter den Schulnamen sind viele europäische Geistesgrößen, aber Menschen mit Migrationshintergrund kommen im Prinzip nicht vor“, resümierte Feuchert. Namen ermöglichten Schulen, einen lebensnahen Unterricht zu gestalten und sich positiv mit den Namensgebern zu identifizieren.

Projektkoordinatorin Jennifer Ehrhardt berichtete, dass das Team auf der Suche nach Informationen unter anderem Schulen anschrieb. Die Reaktionen reichten von Unklarheit über Unsicherheit bis zu Abwehr. „Überwiegend zeigte sich aber ein aktiver Umgang mit Erinnerungskultur“, Schulen hätten zum Beispiel eigene Theaterstücke kreiert. Zur Präsentation der Studie hatten Schülerinnen und Schüler der Gießener Sophie-Scholl-Schule eine Flugblattaktion mit selbstgemalten Bildern inszeniert.

Die Studie „Wir geben Schulen den Namen“ wurde vom Kinderkanal KiKA von ARD und ZDF initiiert. Basierend auf den Studienergebnissen gibt es in der KiKA-Quiz App ein „Triff… Spezial – Das Schulnamen-Quiz“, in dem sich Kinder die Vielfalt der Schulnamenslandschaft spielerisch erschließen können.